Best Practice aus dem Ingenieurbereich

Der Fachkräftemangel ist bei Ingenieur*innen besonders hoch. Im Rahmen des Projekts «Erwerbstätigkeit im Rentenalter» fragte die BFH bei zwei Unternehmen nach, weshalb sie Mitarbeitende auch nach deren Pensionierung weiterbeschäftigen, wo sie diese mehrheitlich einsetzen und welche Vorteile dies mit sich bringt.

Arbeiten aus Überzeugung: Warum Pensionierte bei der B+S AG Ingenieure und Planer freiwillig weitermachen

Die B+S AG Ingenieure und Planer aus Bern beschäftigt aktuell 15 Mitarbeitende im Rentenalter. Dies aus verschiedenen Gründen. Der Erhalt und Transfer von langjährigem Erfahrungswissen stehen dabei im Zentrum, wovon gerade jüngere Kolleg*innen profitieren. Ihr breites Beziehungsnetz, ihre Spezialisierung in bestimmten Fachbereichen und ihre hohe Flexibilität machen sie zu wertvollen Teammitgliedern, die einen wertvollen Beitrag im Coaching oder als Mentor*innen leisten.

Da sie freiwillig weiterarbeiten, zeigen die Mitarbeitenden im Rentenalter grosse Motivation, Innova-tionskraft und Freude an der Arbeit. Für viele bedeutet ihre Erwerbsarbeit auch soziale Einbindung, Tagesstruktur und Sinn. Finanzielle Gründe stehen dabei weniger im Vordergrund. Sie arbeiten vor allem aus einer intrinsischen Motivation weiter. Viele möchten ihr über Jahre aufgebautes Wissen weitergeben und weiterhin einen Beitrag zum Unternehmen leisten. Der Berufsstolz spielt – insbe-sondere bei den Babyboomern – ebenfalls eine wichtige Rolle. Hinzu kommt, dass der Mut zu un-konventionellen Ideen und Ingenieurlösungen vor dem karriereorientierten Denken steht.   

B+S machte bisher durchwegs positive Erfahrungen mit Mitarbeitenden im Rentenalter. Statt starrer Regelungen setzt B+S auf individuelle Lösungen und begleitet Übergänge bewusst – immer mit Blick auf die jeweiligen Bedürfnisse, die Gesundheit und Arbeitszufriedenheit der Mitarbeitenden. Das Unternehmen profitiert dabei von der grossen Flexibilität ihrer pensionierten Mitarbeitenden. Viele arbeiten in kleinen Pensen oder auf Stundenbasis und helfen gezielt bei Engpässen. Dadurch ent-stehen personelle Puffer, was die Rekrutierung neuer Mitarbeitender entlastet. Die positive Haltung der älteren Mitarbeitenden wirkt sich auch förderlich auf das Arbeitsklima und die Firmenkultur aus.

Insgesamt ergibt sich daraus für B+S eine klare Win-Win-Situation – sowohl fachlich als auch menschlich. Und da die Arbeit freiwillig ist und flexibel gestaltet werden kann, empfinden viele Mit-arbeitenden im Rentenalter diese Phase ihrer Berufskarriere als besonders erfüllend. 

Erfahrung trifft Zukunft: Warum die Noser Group auf Pensionierte setzt

Bei der Noser Group sind langjährige Beziehungen und individuelle Lösungen Teil der Unterneh-menskultur. Daher beschäftigt sie auch Mitarbeitende im Rentenalter. Im offenen Dialog werden hier flexible Arbeitsmodelle gestaltet, die für beide Seiten passen. Aus Sicht des Unternehmens spre-chen auch der Fachkräftemangel, der Erhalt von wertvollem Know-how und die hohe Identifikation der Mitarbeitenden mit der Firma dafür – alles zentrale betriebliche Gründe. Die älteren Mitarbeiten-den arbeiten meist aus Freude, Sinnstiftung und dem Wunsch nach Gestaltungsfreiraum weiter. Finanzielle Motive spielen gegebenenfalls eine Rolle, stehen aber nicht im Vordergrund.

Die Noser Group macht sehr positive Erfahrungen mit ihren Mitarbeitenden im Rentenalter. Sie sind meist langjährige, gut integrierte Personen, die sich mit dem Unternehmen identifizieren. Sie sind motiviert, flexibel und zuverlässig. Sie arbeiten oft Teilzeit oder übernehmen spezifische Aufgaben oder Projektarbeiten, bei denen ihre Erfahrung besonders gefragt ist. Sie bringen Stabilität und ar-beiten mit hoher Eigenverantwortung.

Für das Unternehmen bringt die Weiterbeschäftigung von Mitarbeitenden im Rentenalter viele Vor-teile: Ihr umfangreiches Erfahrungswissen bleibt erhalten, die Zusammenarbeit ist eingespielt, der Rekrutierungsaufwand und die aufwändige Einarbeitung entfallen. Und mit der Unternehmenskultur sind sie auch bestens vertraut. Alles wichtige Vorteile angesichts des Fachkräftemangels. 

Auch die generationenübergreifende Zusammenarbeit ist dabei wertvoll, da sie neue Perspektiven und einen produktiven Austausch fördert. Kulturelle Unterschiede zwischen den Generationen sieht die Noser Group eher als Chance, denn als Problem. Sie versteht sich als lernende Organisation, greift diese Gegensätze im Dialog auf und gestaltet sie aktiv mit. Insgesamt stärken pensionierte Mitarbeitende durch ihre Kompetenz, Verlässlichkeit und Verbundenheit das Unternehmen spürbar.