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Nicole Bosshard gewinnt Lehrpreis der Burgergemeinde Bern
02.09.2025 Am 2. September 2025 werden im Rahmen des Tags der Lehre der Berner Fachhochschule erstmals die Lehrpreise der Burgergemeinde Bern verliehen. Eine der Ausgezeichneten ist Nicole Bosshard. Sie erhält den ersten Preis für ihr Modul «Klinische Einschätzung und Beurteilung für Nurse Practitioner».
Das Wichtigste in Kürze
- Nicole Bosshard erhält einen Lehrpreis für ihr Modul «Klinische Einschätzung und Beurteilung für Nurse Practitioner» im Master-Studiengang Pflege.
- In ihrem Unterricht verbindet sie Praxis und Theorie durch Methoden wie videobasiertes Peer-Feedback und den gezielten Einsatz von Studierenden aus höheren Semestern.
- Das Lehrkonzept stärkt nachhaltiges Lernen und fördert die berufliche Rolle der Nurse Practitioner.
Die Studentin lernt im Unterricht, die Halsgefässe mit einem Stethoskop abzuhören. Zur Festigung des Gelernten wiederholt sie die Untersuchung an ihrer Schwester, filmt den Vorgang und lädt das Video später auf eine geschützte Lernplattform hoch. Dort wartet bereits ein Mitstudent, der ihr ein schriftliches Feedback gibt. Diese Übung findet regelmässig im Modul «Klinische Einschätzung und Beurteilung für Nurse Practitioner» von Nicole Bosshard statt. Die Methode ist Teil eines Lehrkonzepts, das Wissen aus der Praxis mit Theorie verbindet und die Studierenden aktiv in den Lernprozess einbindet. Für diese Arbeit wird die BFH-Mitarbeiterin am 2. September 2025 mit dem ersten Lehrpreis der Burgergemeinde Bern ausgezeichnet.

«Wenn ich diese Erfahrungen in den Unterricht integriere, können sie einen persönlichen Bezug zur Theorie herstellen. Das führt zu nachhaltigem Lernerfolg.»
Das Modul richtet sich an Studierende des Master-Studiengangs Pflege mit der Vertiefungsrichtung Nurse Practitioner. Vor Studienbeginn müssen sie mindestens zwei Jahre Berufserfahrung als Pflegefachperson mitbringen. «Die Master-Studierenden bringen bereits viel Wissen aus ihrer Arbeit im Patient*innenkontakt mit», erklärt Nicole Bosshard. «Wenn ich diese Erfahrungen in den Unterricht integriere, können sie einen persönlichen Bezug zur Theorie herstellen. Das führt zu nachhaltigem Lernerfolg». Parallel zu den Lerneinheiten an der BFH absolvieren die Studierenden Praktikumstage in Hausarzt- oder Notfallpraxen. Die dabei gemachten Erfahrungen werden mittels Fallbesprechung direkt in den Unterricht integriert.
Methodenmix im Unterricht
Nicole Bosshard kombiniert klassisches, analoges Lernen und Feedbacken mit gezielten, digitalen Formaten. Besonders bewährt hat sich das eingangs beschriebene videobasierte Peer-Feedback. Zur Wiederholung und Festigung des Stoffs setzt Bosshard auf kreative Zusammenfassungen. Zu Beginn jeder Lerneinheit präsentieren zwei bis drei Studierende den Inhalt der vorherigen Sitzung. Die Form ist frei wählbar: ein Kahoot-Quiz mit Multiple-Choice-Fragen, eine Wandtafelfussball-Partie, bei der richtige Antworten Tore bringen, oder ein Rollenspiel, in dem Patient*in und Advanced Practice Nurse (APN) dargestellt werden. «Diese Übungen erlauben es, Theorieinputs nochmals zu verankern und lockern gleichzeitig den Unterricht auf», so Nicole Bosshard.
«Peers sind oft noch näher an den Bedürfnissen der Studierenden dran.»
Peer-Learning als Schlüssel
Ein zentrales Element des Moduls ist der Einsatz von Peers. Neben den videobasierten Feedbacks werden Studierende, die kurz vor dem Abschluss stehen, sowie Ehemalige als Praxisbegleitende in den Unterricht geholt. «Sie sind oft noch näher an den Bedürfnissen der Studierenden dran», so Nicole Bosshard. In Kleingruppen von acht bis zwölf Personen unterstützen diese Peers das Üben von Untersuchungstechniken: vom Abhören mit dem Stethoskop bis zur klinischen Beurteilung komplexer Symptome. Dabei entstehen häufig Gespräche über die berufliche Rolle der Nurse Practitioner, die im Schweizer Gesundheitswesen noch relativ neu ist. «Umso wichtiger sind solche Austauschmöglichkeiten», betont sie.
Für ihr innovatives Lehrkonzept wurde Nicole Bosshard nun von der Burgergemeinde Bern ausgezeichnet. «Für mich ist diese Auszeichnung eine grosse Wertschätzung und Anerkennung für etwas, das ich sehr gerne mache: Die Studierenden in ihrem Lernprozess und ihrer Entwicklung zu begleiten.» Der Preis sei auch ein Zeichen, dass sich neue Wege lohnen. «Vielleicht kann ich dadurch auch andere Dozierende zu neuen Ideen inspirieren.»
«Der Preis ist auch ein Zeichen, dass sich neue Wege lohnen. Vielleicht kann ich auch andere Dozierende inspirieren.»
Über die Person
Nicole Bosshard arbeitet zu je 40 Prozent als Ärztin in einer Gruppenpraxis und als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der BFH. Sie absolvierte von 2022 bis 2025 den MAS in Medical Education und erlangte 2021 den Fachärztinnentitel in Allgemeiner Innerer Medizin. Zuvor war sie mit Médecins Sans Frontières im Libanon tätig, nachdem sie am Schweizer Tropen- und Public Health Institut das CAS Health Care and Management in Tropical Countries abgeschlossen hatte. Ihr Medizinstudium absolvierte sie in Fribourg und Basel.

Mehr Studierende und neue Ideen
Die Nachfrage nach der Vertiefungsrichtung Nurse Practitioner ist in diesem Jahr um 50 Prozent gestiegen. Damit wächst der Bedarf an Peers. «Um auch zukünftig praktische Übungen in Kleingruppen anbieten zu können, müssen deutlich mehr Peers einbezogen werden. Das bringt organisatorische Herausforderungen mit sich.»
Ein neues Projekt ist ebenfalls in Vorbereitung: Die Medizinische Fakultät der Universität Bern hat angefragt, gemeinsam KI-basierte Fallbeispiele zu entwickeln, die künftig in den Unterricht integriert werden könnten. Ziel ist es, die interdisziplinäre und institutionsübergreifende Ausbildung zu stärken. «Ich bin gespannt auf die Umsetzung. Das wird mich wahrscheinlich die nächsten Jahre begleiten.»
Preisverleihung am Tag der Lehre
Die Preisverleihung findet am 2. September 2025 im Rahmen des Tags der Lehre der BFH in der Eventfabrik Bern statt. Unter dem Motto «Humane Digitale Transformation» werden alle drei Preisträger*innen ausgezeichnet.