Der App-Entwickler: Raphael Schaad

08.06.2020 Wer wagt, gewinnt: BFH-Alumnus Raphael Schaad schob seine Thesis auf, um eine App zu entwickeln. Diese war so erfolgreich, dass sie ihm den Weg ins Silicon Valley und ans MIT ebnete.

Porträt Raphael Schaad
«Ich habe ein viel höheres Verständnis für Mathematik entwickelt und tolle Freundschaften geschmiedet», sagt Raphael Schaad über seine Zeit an der BFH.

Was haben Sie an der BFH studiert? Wann haben Sie Ihr Studium abgeschlossen?

Informatik in Biel, 2007–2010. Als im Frühling 2010 das iPad angekündigt wurde, habe ich wie verrückt eine App entwickelt, sie im Sommer lanciert und meine Thesis erst im Winter 2010/11 abgegeben. Es hat sich gelohnt, den Fokus kurzfristig zu wechseln: Die App hat sich millionenfach verkauft und wurde von Apple ausgezeichnet.

Was haben Sie aus dem Studium an der BFH mitgenommen?

Ich habe ein viel höheres Verständnis für Mathematik entwickelt und tolle Freundschaften geschmiedet.

Was hat Ihnen rückblickend während Ihrer Studienzeit an der BFH gefehlt?

Der normale Pfad nach dem Tech war damals ein Ingenieur-Job in der IT-Abteilung eines stabilen Unternehmens in der Region. Mir persönlich hat damals eine lokale Szene von unternehmenslustigen Start-up-Leuten gefehlt, die Neues anreissen wollen.

Nach Ihrem Bachelorabschluss an der BFH sind Sie in die USA gezogen und haben dort gearbeitet und einen Masterabschluss gemacht. Wie ist es dazu gekommen?

Durch den Erfolg der Apps, an denen ich während dem Studium getüftelt habe, habe ich mir in der internationalen Szene von Interface Designer*innen einen kleinen Namen machen können. So landete ich meinen ersten Start-up-Job und bin wenige Monate nach meinem Abschluss an der BFH ins Silicon Valley gezogen. Dort habe ich mich als Softwareentwickler und -designer hochgearbeitet und habe anschliessend am MIT Media Lab meinen Master gemacht. Meine sieben USA-Jahre waren hart, lehrreich und fantastisch.

Auslandserfahrung erweitert den Horizont. Die Herausforderung dabei ist, die richtige Szene und die richtigen Mentor*innen zu finden.

Raphael Schaad
Raphael Schaad Softwareentwickler

Würden Sie Absolvent*innen der BFH aufgrund Ihrer Erfahrungen die Aufnahme eines Studiums an einer ausländischen Universität bzw. Hochschule weiterempfehlen?

Auslandserfahrung erweitert den Horizont – das finde ich immer gut. Die Gebühren können horrend sein und ich habe glücklicherweise Sur-Dossier ein volles Stipendium vom MIT erhalten. Die Hunderttausende ovn Franken würde ich nicht bezahlen, auch nicht fürs MIT, Harvard oder Stanford – das Internet kann einem alles lehren. Die Herausforderung dabei ist, die richtige Szene und die richtigen Mentor*innen zu finden.

Wie sieht Ihre aktuelle berufliche Tätigkeit aus?

Ich arbeite seit kurzem an der neuartigen Kalendersoftware Cron.app für Microsoft Teams. Wir sind auch während der Krise fantastisch aufgestellt und bauen ein ikonisches Produktivitäts-Software Start-up auf, wie Slack, Notion, oder Airtable. Wir stellen international ein, und brillante Hacker*innen (TypeScript/React/NodeJS/GraphQL) melden sich gerne bei raphael@cron.app.

Was fasziniert Sie an Ihrem Beruf/Ihrer Tätigkeit?

Ich liebe es, Dinge zu entwerfen und sie dann zu bauen. Dinge, die es vorher noch nicht gab, ins Leben zu rufen. Um 2000 wurde mir klar, dass Software einen Riesen-Impact haben wird. Ich könnte mich aber auch glücklich als Architekt oder Industrial Designer sehen.

Was machen Sie in Ihrer Freizeit?

Ich interessiere mich auch in meiner Freizeit für Technologie, Design, Unternehmertum und ziehe keine strikten Grenzen. Für Abwechslung bin ich gerne in der Natur, bin ein regelmässiger Läufer und versuche mich im Gleitschirmfliegen und Segeln — eines Tages entwerfe und baue ich ein Holzboot.