4-Tage-Woche als Katalysator für den Change

27.05.2025 Das Institut New Work der BFH Wirtschaft begleitet in Zusammenarbeit mit Hailperin Beratung Schweizer Unternehmen bei der Einführung der 4-Tage-Woche. Im Interview geben Caroline Straub und Veit Hailperin Einblick in erste Erkenntnisse.

Das Wichtigste in Kürze

  • Schweizer Unternehmen, die die 4-Tage-Woche eingeführt haben, berichten von positiven Effekten bei der Gewinnung und Bindung von Fachkräften.

  • Besonders überraschend: Auch Teilzeitangestellte erhöhen ihr Pensum, wenn die neue Vollzeit bei 34 bis 36 Stunden liegt.

Die 4-Tage-Woche wird intensiv diskutiert. Während die einen das Modell als nicht praktikable Idee betrachten, sehen andere diese als mögliche Lösung an, um dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken. Wie ordnest du das aus wissenschaftlicher Sicht ein, Caroline?

Wir haben gerade bei acht Schweizer Unternehmen, die den Schritt zur 4-Tage-Woche bereits in den letzten drei Jahren gewagt haben, nachgefragt, wie sich die Einführung auf den Fachkräftemangel ausgewirkt hat. Statt 42h wöchentlich zu arbeiten, wurde in diesen Unternehmen eine neue betriebliche Vollzeitarbeitszeit von 34 bis 36 Stunden eingeführt – und das bei gleichem Lohn. 

Alle Unternehmen berichten, dass sie aufgrund der Arbeitszeitreduktion mehr Fachkräfte gewinnen konnten. Das liegt nahe, aber was uns überrascht hat: Durch den Wechsel zum 4-Tage-Woche Modell stieg unter den Teilzeitarbeitenden die Bereitschaft, mehr zu arbeiten. Teilzeitarbeitende, die vorher unter 80% gearbeitet haben, nahmen eine Erhöhung der neuen Sollarbeitszeit auf 80% in Kauf und profitierten von einer überproportionalen Lohnerhöhung. Das ist eine Win-Win Situation: Mehr geleistete Arbeitsstunden durch Fachkräfte fürs Unternehmen und mehr Lohn für die Mitarbeitenden.

Über Caroline Straub

Caroline Straub ist Professorin für HRM am Institut für New Work der Berner Fachhochschule. Sie untersucht die Machbarkeit von Arbeitszeitreduktionen unter Berücksichtigung des technologischen Wandels und begleitet Firmen bei der Einführung der 4 Tage-Woche.

Einige Schweizer Unternehmen sind gerade in einer Pilotphase zur 4-Tage-Woche. Sie werden vom Institut New Work an der BFH Wirtschaft gemeinsam mit Hailperin Beratungen betreut. Wie ist deine Bilanz in der Zwischenzeit, Veit?

Von sozialer Arbeit über Handwerk, Büroarbeit, Servicedienstleitung bis zum Baugewerbe gibt es Firmen, die auf die 4-Tage-Woche wechseln. Das zeigt, wie breit die Möglichkeiten einer 4-Tage-Woche sein können. Da die 4-Tage-Woche auch ein Katalysator für Change ist, sind die Massnahmen, die die Firmen ergreifen sehr unterschiedlich. Oder anders gesagt: Jede Firma findet ihre eigene 4-Tage-Woche. Wir helfen ihnen dabei.

Über Veit Hailperin

Veit Hailperin ist Organisationsentwickler mit Sitz in Zürich. Sein Beratungsschwerpunkt liegt auf der Begleitung von Unternehmen in langfristigen Transformationsprozessen, mit einem besonderen Fokus auf die Entfaltung von Mitarbeitendenpotenzial und die Gestaltung zukunftsfähiger Arbeitsmodelle.

Als Experte für die Implementierung und Optimierung der 4-Tage-Woche unterstützt Veit Hailperin Organisationen dabei, die Vorteile dieses innovativen Arbeitszeitmodells zu nutzen. Er begleitet Unternehmen von der ersten Analyse über die Konzeption und Pilotierung bis hin zur erfolgreichen Implementierung.

Was wünscht ihr Euch für die nächsten Wochen und Monate? Und wann werdet ihr die ersten Resultate vorstellen können?

Caroline: ich wünsche mir, dass wir in den Schweizer Firmen ähnlich positive Ergebnisse wie in den anderen Länderstudien finden und damit noch mehr Firmen den Mut habe den Schritt in die 4 Tage-Woche zu wagen. Erste Ergebnisse werden wir in den nächsten Monaten kommunizieren.

Veit: ich wünsche mir, dass die Berührungsängste gegenüber der 4-Tage-Woche mit jeder Schweizer Firma abnehmen, die die 4-Tage-Woche einführt. Freue mich auch darauf, bereits mit den ersten Ergebnissen einen Beitrag zu stiften, die Diskussion weg von Meinungen und auf immer bessere Datenlage zu stützen.

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