Ursachen ungenügender Backtests bei Verarbeitungskartoffeln und Massnahmen
Gefässbündelverbräunungen bei Verarbeitungskartoffeln führen zu grossen wirtschaftlichen Verlusten für die Produktion und den Handel. Die Ursachen für die Schäden sind bisher nicht bekannt. Massnahmen sind dringend. macht.
Steckbrief
- Beteiligte Departemente Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften
- Institut(e) Agronomie
- Forschungseinheit(en) Pflanzenbau und Biodiversität
- Förderorganisation Schweizerische Eidgenossenschaft (Bundesverwaltung)
- Laufzeit (geplant) 01.06.2024 - 31.05.2027
- Projektleitung Prof. Dr. Andreas Keiser
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Projektmitarbeitende
Prof. Dr. Andreas Keiser
Stefan Vogel
Martin Häberli
Nicolas Serex
Dr. Michaela Freihart
Stefan Lutter
Maria Haller
Prof. Dr. Fabio Mascher -
Partner
Bundesamt für Landwirtschaft BLW
Vereinigung Schweizer Kartoffelproduzenten
frigemo AG
Fresh Food & Beverage Group
Inoverde spp - Schlüsselwörter Candidatus Arsenophonus phytopathoge-nicus, Candidatus Phytoplasma solani, Verticillium spp., Gefässbündelverbraünungen
Ausgangslage
Seit einigen Jahren treten zunehmend Probleme mit ungenügender Backqualität bei Verarbeitungskartoffeln auf. Dies führt zu grossen wirtschaftlichen Verlusten für die Produktion und den Handel. Die Ursachen für die Schäden sind bisher nicht bekannt, was zu einer grossen Verunsicherung der Produzenten führt und sich in einem deutlichen Rückgang der Anbaufläche bemerkbar macht. Die Schäden traten verstärkt in Jahren auf mit Stressbedingungen wie hohen Temperaturen und Trockenheit (2017/ 2020/ 2022/ 2023). Aufgrund der Symptome an den Pflanzen werden verschiedene Ursachen diskutiert. Der Pilz Verticillium (Verticillium spp.) verursacht ähnliche Schadbilder (Zhang et al. 2023). Eine weitere mögliche Ursache ist das Bakterium Candidatus Arsenophonus phyopathogenicus, welches in Zuckerrüben die SBR-Krankheit (Syndrome de basses richesses) verursacht (Schaerer et al. 2019, Mahillon et al. 2022). Das Bakterium Arsenophous sowie auch Stolbur (Candidatus Phytoplasma solani) können ebenfalls zu Gefässbündelverbräunungen in den Kartoffeln führen. Als Vektor dient die Schilf-Glasflügelzikade Pentastiridius leporinus (Bressan et al. 2009, 2014). Untersuchungen in Deutschland zeigten, erstmals dass einerseits die Schilf-Glasflügelzikade ihren Zyklus in Kartoffeln vollenden und andererseits auch die Bakterien von Kartoffeln zu Zuckerrüben und umgekehrt übertragen kann (Behrmann et al 2023).
Vorgehen
Mit der Untersuchung von Kartoffelproben aus dem Handel mittels qPCR und einem Monitoring der Kartoffelproduk-tion auf Projektbetrieben werden in einem ersten Schritt verantwortliche Pathogene bestimmt. Die Kombination der Daten mit Standortfaktoren ermöglicht die Bestimmung des Verbreitungsgebietes und dessen Entwicklung. Kontrol-lierte Gewächshaus- und Laborversuche ermöglichen in einem weiteren Schritt die Bestimmung der fördernden Faktoren und die Prüfung von wirksamen Gegenmassnahmen. Der Schwerpunkt liegt bei der Prüfung der Anfällig-keit der Sorten und dem Einfluss von Fruchtfolge und Anbautechnik. Die Bestimmung der Ursachen der ungenügende Backtests und die Erarbeitung von wirksamen Massnahmen sind von hoher Dringlichkeit und entscheiden über die Zukunft des Anbaus von Verarbeitungskartoffeln in der Schweiz.
Ergebnisse
erste Ergebnisse: Die ersten Ergebnisse des Monitorings der Ernteproben aus der ganzen Schweiz 2023 und 2024 deuten darauf hin, dass das Bakterium Candidatus Arsenophonus phytopathogenicus die Hauptursache für die ungenügenden Backtests ist. Ein schlechter Backtest kann aber nicht immer direkt mit einer Infektion von Arsenophonus erklärt werden. Das Phytoplasma Stolbur (Candidatus Phytoplasma solani) wurde hingegen nur sehr selten in den Kartoffelproben gefunden. Es bleibt zu klären, ob das Auftreten des Verticillium-Pilzes die Symptome einer Arsenophonus-Infektion verstärken kann. Damit unterscheidet sich die Situation deutlich von deutschen Anbaugebieten, in denen Arsenophonus und Stolbur häufig gemeinsam auftreten und die Schäden verstärken.