Massnahmen zur Stärkung der Leadership für die Qualität im Gesundheitswesen

Governance und Leadership sind entscheidend für die Qualität medizinischer Leistungen. Der Bundesrat hat die BFH mit der Ausarbeitung praxisnaher Empfehlungen zur Stärkung der Führungskräfte im Gesundheitssystem beauftragt.

Fiche signalétique

Situation

International wird seit über zehn Jahren darauf hingewiesen, dass Governance und Leadership wichtige Elemente zur Förderung der Qualität von medizinischen Leistungen und entsprechender Reduktion von Patientenleid und Kosten sind. Im Rahmen der nationalen Qualitätsstrategie für die Jahre 2022-2024 hat der Bundesrat die Governance als zentrales Handlungsfeld definiert. Dazu wurde die Berner Fachhochschule (BFH) von der Eidgenössischen Qualitätskommission (EQK) beauftragt, evidenzbasierte und praxisorientierte Empfehlungen für Massnahmen zur Stärkung der Leadership von Führungskräften auf verschiedenen Ebenen des Gesundheitssystems für die Förderung der Qualität von medizinischen Leistungen zu formulieren.

Approche

In einem ersten Schritt wird eine Literaturanalyse durchgeführt, um die wissenschaftliche Evidenz zu Massnahmen zur Stärkung der Leadership bei Mitarbeitenden mit Führungs- und Governance-Aufgaben für die Qualität zusammenzufassen. Anschliessend werden die Erkenntnisse von Mitgliedern des Advisory Boards überprüft und im Rahmen einer Delphi-Befragung an einem Workshop diskutiert. Basierend auf den Erkenntnissen aus der Literaturanalyse wird ein Delphi-Konsensverfahren konzipiert. Dabei werden die identifizierten Massnahmen zur Stärkung der Leadership für die Qualität im Gesundheitswesen in einen Online-Fragebogen integriert und durch eine Gruppe von Expert*innen live bewertet und gegebenenfalls ergänzt. Abschliessend erfolgt die Berichterstattung mit Erkenntnissen aus der Literaturanalyse und der Expert*innenbefragung zu evidenzbasierten Massnahmen zur Stärkung der Leadership für die Qualität im Gesundheitswesen und der Ableitung entsprechender Empfehlungen für die verschiedenen Akteure Leistungserbringer, Versicherer und Behörden.

Résultat

In der Literaturanalyse wurden 32 Publikationen und 27 nationale sowie internationale Guidelines/Standards einbezogen. Daraus entstanden 67 Empfehlungen zur Stärkung der Leadership bei Leistungserbringern, Versicherern und Behörden, gegliedert in 8 Themenbereiche: Führungspersonen, Arbeitsbedingungen, Partizipation, Monitoring, Kommunikation & Kultur, evidenz- und best-practice-basierte Ansätze, Interprofessionalität & -disziplinarität sowie Anreizsysteme. Davon wurden 45 Empfehlungen als relevant und praktikabel eingeschätzt. Die relevantesten Empfehlungen sind: Auf Ebene der Behörden sollten… - die bestehenden Finanzierungsstrukturen bei Veränderung der Anforderungen hinsichtlich Qualitätssicherung und -verbesserung evaluiert und ggf. angepasst werden. Auf Ebene der Leistungserbringer sollten Mitarbeitende mit Führungs- und Governance-Aufgaben… - die Rekrutierung von Führungspersonen auf allen Ebenen standardisieren und transparent gestalten. Dabei sollten nebst klinischer Expertise insbesondere auch Führungskompetenzen eine zentrale Rolle einnehmen. - die zu ergreifenden Massnahmen zur Stärkung der Qualität unter Einbezug relevanter Stakeholder definieren und standardisieren. - eine Fehlerkultur etablieren, die das Ansprechen von Fehlern ermöglicht. Dazu gehört auch, dass Mitarbeitende mit Führungs- und Governance-Aufgaben über Fehler sprechen. - die Daten aus den Monitorings aktiv zur datengeleiteteten Qualitätsverbesserung nutzen.

Perspectives

Der höchste Handlungsbedarf besteht in der Evaluation und Anpassung bestehender Finanzierungsstrukturen hinsichtlich Qualitätssicherung und -verbesserung auf Ebene der Behörden. Dies ist eine grundlegende Voraussetzung zur wirkungsvollen Umsetzung weiterer Massnahmen. Die meisten der als relevant eingestuften Empfehlungen betreffen insbesondere die Ebene der Leistungserbringer. Keine der Empfehlungen wurde als relevant und praktikabel für die Ebene der Versicherer identifiziert oder durch die Expert/innen ergänzt. Die Abwesenheit von Vertretenden der Behörden und Versicherer beim Workshop führte dazu, dass ihre Perspektiven in die Entwicklung zusätzlicher praxisrelevanter Empfehlungen nicht einflossen. Gerade für die Ebene der Versicherer sind Erkenntnisse aus anderen Ländern aufgrund unterschiedlicher Rahmenbedingungen und Einflussmöglichkeiten nur bedingt übertragbar.

Ce projet contribue aux objectifs de développement durable suivants

  • 3: Accès à la santé