• Start-up im Fokus

Porträt Mijo Barbaric

Vom langjährigen Software-Entwickler zum Hypnosetherapeuten. Mijo Barbaric, Gründer der ganzheit gmbh und seines Zeichens Übersetzer, erzählt im Interview, wie seine Neuberufung zustande kam und warum die beiden Gebiete ähnlicher sind, als man zunächst glaubt.

  • Studienabschluss: Bachelor of Science BFH in Informatik mit Vertiefung in Web and Business Applications, 2015
  • Technik und Informatik
  • Unternehmen: ganzheit gmbh

Was haben Sie seit Ihrem Studienabschluss gemacht?
Da ich das Studium an der BFH berufsbegleitend absolvierte, arbeitete ich nach meinem Abschluss zunächst als Entwickler und Designer bei der Swisscom weiter. Durch meine Erfahrung sowohl in der Software- als auch in der Grafikbranche, war ich stets in beiden Gebieten aktiv und agierte nicht selten als Übersetzer. Meine Bachelorarbeit eKaizen war zu der Zeit etablierter Teil der Swisscom-internen Entwicklungskultur und verhalf mir zu weiteren, innovativen Projekten. Die Software fand und findet ihren Einsatz bei KMUs und Grossunternehmen und verhilft zu schlankeren Prozessen, firmenweiter Ideenkommunikation und Einsparungen in Millionenhöhe.

Keine zwei Jahre später fing sich jedoch eine Wende abzuzeichnen. Nachdem ich die Digitalagentur webstronaut gmbh gegründet und damit erfolgreich ins Unternehmertum gestartet bin, galt mein Interesse immer weniger den komplexen IT-Systemen, sondern vermehrt dem noch komplexeren System Mensch. Meine eigenen psychosomatischen (Psycho=Psyche, Soma=Körper) Signale sowie meine persönliche Entwicklung und die damit einhergehende Identitäts-Neuorientierung spielten auf dieser Weggabelung eine wichtige Rolle.

Mehrere Weiterbildungen in den Bereichen NLP (Neuro-Linguistisches Programmieren) und Coaching bestärkten mein Gefühl, wie gut mir die Arbeit mit und am Menschen gefällt und liegt. Den Ärmel so richtig reingezogen hat es mir mit der Ausbildung zum Hypnosetherapeuten. Damit startete 2018 mein zweiter Berufungsweg und mündete über diverse Selbstständigkeits-Etappen in die von meiner Frau und mir ins Leben gerufene ganzheit gmbh.

Wie sieht Ihre aktuelle berufliche Tätigkeit aus? Was sind Ihre Aufgaben?
Die gesellschaftlich bekannten Tätigkeitsbezeichnungen sind Therapeut, Mentaltrainer und Männercoach. Ich sage aber gerne, dass ich als Übersetzer tätig bin. Was übersetzt wird ist dabei sehr unterschiedlich. Im Therapie-Alltag sind es meist psychische, emotionale oder körperliche Beschwerden. Hier gilt es, zwischen Körper, Geist und Seele zu übersetzen, damit das ganzheitliche System wieder in ein natürliches Gleichgewicht findet und Psyche oder Körper fortan keinen Grund mehr haben, ein Symptom wie Angst, Depression, Schmerz, Allergie, Zwang, Sucht usw. auszuführen. Hinter diesem zunächst seltsam erscheinenden Grundprinzip steckt eine fundierte und etablierte Wissenschaft, die sich immer mehr auch in der modernen Medizin einfindet.

Wenn es um Mentaltraining geht, dann reden wir von Athleten, Teams oder Unternehmen, die in ihrem Bereich auf reproduzierbare Weise Topleistung erzielen möchten. Übersetzt wird hier zwischen Geist (Mental) und Körper. Auch hier geht es um Ganzheit: um die optimale Kommunikation beider Elemente, damit vom Geist ausgehend gezielt gesteuert werden kann.

Zu guter Letzt bin ich in der Männerarbeit tätig. Simpel ausgedrückt werden hier aktuelle Männerthemen in eine nutzbare Form übersetzt, nämlich diejenige der Selbstwirksamkeit. Das verwaschene Bild des Mannseins in der heutigen Zeit führt uns Männer als geschichtlich eher behandlungsresistenteres Geschlecht dazu, nicht mehr zu wissen, wie wir sein sollen und was wir zu tun haben. Intellektueller, Fitness- und Körperkultfanatiker, Bohr- oder Spülmaschinenprofi, oder am besten alles gleichzeitig? Meine eigenen Erfahrungen spielen hier mit rein und deshalb finde ich Männertrainings so wichtig – pssst, auf keinen Fall nennen wir es Therapie, das mögen wir Männer nämlich gar nicht! 

War es schon immer Ihr Ziel als Berater/Coach tätig zu sein?
Überhaupt nicht. Ironischerweise meinte mein Hypnosetherapeut vor einigen Jahren nach einer Sitzung, dass ich einen hervorragenden Hypnosetherapeuten abgeben würde. Für diese absurde Aussage hatte ich damals einen prustenden Lacher und den Satz «Ich bin und bleibe in der IT!» übrig. Ich habe mich besonders im letzten Jahrzehnt menschlich bewusst verändert und entwickelt. Erst damit kam mein Wunsch zur Menschenbegleitung.

Was fasziniert Sie an Ihrem Beruf? Was gefällt Ihnen besonders an Ihrem Arbeitsalltag?
Ich erlebe beinahe an jedem Arbeitstag, wie rasch und tiefgreifend teilweise langjährige und zähe Angelegenheiten umgewandelt werden können. Wie effizient und nachhaltig sich ein Mensch für Entspannung, Stärkung, Klarheit, Öffnung und Heilung entscheiden kann, auch wenn dieser vorher gar nicht (mehr) so recht daran glauben konnte. Für Mijo als Therapeut, Trainer und Coach ist das faszinierend und motivierend. Für mich als Mensch ist es aber etwas Besonderes: es ist berührend und bereichernd. Das macht meinen Beruf zur BeRufung und uns als ganzheit gmbh aus.

Sind Sie Mitglied in einer Alumni-Organisation? Was ist für Sie ein Mehrwert der Alumni-Arbeit an Hochschulen?
Nein, kein Mitglied.

Wie finden Sie den Ausgleich zu Ihrem Beruf?
Mit meiner wundervollen Frau und meinem Sohn an der Seite. Wir finden, dass wir ein grandioses Team sind und begegnen uns auf Augenhöhe. Das schenkt mir ein starkes Fundament und gibt mir Sicherheit und Sinn für alle Abenteuer dieses Lebens.

Welchen Rat geben Sie künftigen und aktuellen Student*innen mit auf den Weg?
«Das eigentlich Wertvolle ist im Grunde die Intuition», sagte einst ein unverkennbar intelligenterer Mensch als ich, Albert Einstein. Gerne ergänze ich: Dein IQ, dein Wissen, deine Karriere, die viele geleistete Arbeit – sie bringen dir wenig, wenn du deine emotionale Intelligenz, deinen EQ, deine Vorstellungskraft und Fantasie ausser Acht lässt. Letzteres war Einsteins grosse Gabe. Wie verheerend, hätte er sich mit dem damaligen Bild der Welt und des Kosmos begnügt und hätte seiner ungezähmten Intuition nicht freie Hand gelassen. Lasse dein Bauchgefühl, deine Intuition, dein Herz – nenne es wie du willst – den Weg bestimmen und nutze deinen Verstand, um diesen zu beschreiten. Wenn dein Gefühl dir nicht verständliche Botschaften sendet, dann ist es womöglich Zeit für eine Kalibrierung.

(Stand des Interviews: Oktober 2022)

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