• Master of Arts in Composition and Theory

Porträt Laura Livers

"Nicht darauf zu warten, dass das Curriculum mir entgegenkommt, sondern aktiv die Erfahrungen suchen, die ich zum weiterkommen brauche.", ist der Grundsatz von Laura Livers.

Laura Livers

Wie sieht deine aktuelle berufliche Tätigkeit aus?
Ich arbeite freischaffend als Musikerin und Komponistin für diverse Formationen, wie das Theater Rostfrei oder mein Klavierduo Propaganda for Paradise mit der Cellistin Lana Kostic. Zudem bin ich Teil des Künstlerkollektivs Atelier63, ein Kunstverein der sich die Verbreitung und Vermittlung moderner Kunst in Zug auf die Kappe geschrieben hat, und zur Zeit schmieden wir Pläne für unsere nächste Ausstellung im August 2017.
Dazu bin ich noch freie Mitarbeiterin der Online-Zeitung Zentralplus und schreibe über die Kulturszene in Zug und Luzern.

Was hast du aus dem Studium an der BFH mitgenommen?
Nicht darauf zu warten, dass das Curriculum mir entgegenkommt, sondern aktiv die Erfahrungen suchen, die ich zum weiterkommen brauche. Ich habe während meines Masterstudiums oft mit Leuten aus anderen Fachbereichen zusammen gearbeitet, nicht immer zur Freude meiner Dozierenden, habe dadurch aber wahnsinnig tolle Momente erlebt und wertvolle Kontakte geknüpft, die mich auch nach dem Studium noch nähren.

Was hat dir rückblickend während deiner Studienzeit an der BFH gefehlt?
Die Verknüpfung der einzelnen Departemente. Es wird bereits viel getan, dass die Kunst- und Musikabteilungen sich begegnen (HKB Y-Institut), aber die Departemente der BFH sind mir bis heute unbekannt. Durch das Fehlen eines gemeinsamen Campus, ist es schwierig überhaupt in Kontakt zu kommen, geschweige denn Wissen oder Ideen auszutauschen.

Welchen Rat gibst du künftigen und aktuellen Studierenden mit auf den Weg?
Die eigene Zukunft im Auge behalten, dementsprechend das Studium auf sich selber zuschneiden, und sich erlauben nur das Nötigste zu tun. Und das stilvolle Scheitern zu üben. Nirgends lässt es sich so schön und so konsequenzenlos Scheitern wie an einer Hochschule.

War es schon immer dein Ziel einen musikalischen Beruf auszuüben? Und ist "Komponistin" dein Traumberuf?
Jein. Dass ich früher oder später auf der Bühne landen würde, war früh klar, ich habe mich aber sehr spät definitiv für die Musik entschieden. Ich bezeichne mich selten als "Komponistin". Meine Musik-Praxis ist eine Mischung aus Interpretation, Dramaturgie, Komposition und Improvisation. Am besten zusammengefasst unter dem Begriff "Composer – Performer". Es geht als nicht mehr "nur" um eine Melodie, oder eine Harmonieabfolge, sondern man kreiert einen Moment, einen Gesamteindruck.

Dir steht ein viermonatiger Aufenthalt im New Yorker Atelier bevor. Was ist deine Erwartung an diesen Aufenthalt?
In der klassischen Musik herrscht, im Vergleich zur Jazzszene, immer noch ein Graben zwischen Europa und Amerika, besonders in Bezug auf die akademische Ausbildung – selten begegnet man amerikanischen Komponisten und Musikern und wenn, dann leben sie meist in Europa und haben oft auch hier studiert. In den letzten Jahren bin ich immer wieder spannenden Persönlichkeiten diesseits des Atlantiks begegnet und wurde mir bewusst, dass die amerikanische Musikszene nicht zu unterschätzen und auf gar keinen Fall zu ignorieren ist. Da ich noch ein wenig Zeit habe, bevor es los geht, versuche ich möglichst viele Kollaborationen in die Wege zu leiten und Kontakte zu knüpfen, um den teils sehr fremden Umgang mit Musik und Material kennenzulernen und mit nach Hause zu bringen.

Was hast du zukünftig noch für Ziele in deinem Leben?
Das grosse Ziel ist es, meine eigene Handschrift als Composer-Performer zu finden und alle nötigen Fertigkeiten zu lernen, welche ich benötige, um meine Ideen auf die Bühne zu bringen.

Was ist für dich der Mehrwert eines Alumni-Netzwerkes?
Ein Mehrwert besteht vor allem darin, auf dem Laufenden zu bleiben, besonders was die Forschung betrifft. Wer in einem Feld arbeitet, wie Musik, aber auch z.B. Informatik, das sich ständig weiterentwickelt und neue Kontexte schafft, profitiert enorm davon, wenn auch "Ausstudierte" sich mit den heutigen Fragen auseinandersetzen.

Was machst du in deiner Freizeit?
Als Freischaffende kenne ich Freizeit nur von den Tagen direkt nach einer Premiere, an denen ich mich plötzlich frage, was ich eigentlich zu tun habe und mit einem Blick auf dem Kalender merke, dass bereits die nächste Probe ansteht, für die ich noch nicht genügend geübt habe.

Wo fährst du am liebsten in die Ferien?
Ich fahre gerne an Orte, die ich noch nicht gesehen habe. Im Frühling 2016 hatte ich unverhofft einen Monat "frei" und bin in den Nahen Osten, genauer nach Israel und in die palästinensische Westbank gereist. Leider habe ich nicht oft die Zeit und die finanziellen Mittel zum Reisen, komme aber immer wieder in den Genuss für Projekte ins nahe In- und Ausland zu reisen und neue Städte und Szenen zu entdecken. 

(Stand des Interviews: Februar 2017)