• Bachelor of Science in Betriebsökonomie (Business Administration)

Porträt Iconspeak GmbH

Die beiden Betriebsökonomen haben das Start-up Unternehmen ICONSPEAK gegründet.

Iconspeak GmbH

Was habt ihr aus dem Studium an der BFH mitgenommen?
Georg Horn (GH): Praxisnahe Ausbildung, Freundschaften, Auslandserfahrungen durch Erasmus.

Florian Nast (FN): Betriebswirtschaftliche Grundlagen, Freundschaften, amüsante Erinnerungen

Was hat euch rückblickend während eurer Studienzeit an der BFH gefehlt?
GH: Die Internationalität fehlte mir etwas. Die habe ich mir dann jedoch mittels Erasmus versucht beizusteuern. Auch «schade» ist, dass es kein klassisches Campus-Gefühl gibt. Dafür ist eventuell eine Fachhochschule ohnehin der falsche Ort und die BFH wahrscheinlich zu klein. Die überschaubare Grösse führt aber zu einem sehr persönlichen Dozierenden-Studierenden Verhältnis, was ich sehr zu schätzen wusste.

FN: Da ich schon immer eher in die Selbständigkeit als in die Karriere in einem grossen Betrieb interessiert war, war der Praxisbezug für mich zu oft in Richtung KMU oder sogar MNE statt für Start-Up bzw. Selbständigkeit ausgelegt. Nichtsdestotrotz denke ich, war das Studium an der Fachhochschule für mein Interesse dennoch lehrreicher als es an einer Universität gewesen wäre.

Wie sieht eure aktuelle berufliche Tätigkeit aus?
GH: Nach dem Bachelor-Abschluss an der BFH habe ich bei der Panalpina in Basel ein Praktikum absolviert, danach in Holland an der Tilburg University mit einem Master in strategischem Management mein Studium soweit komplettiert. Seit 2015 wohne ich nun in München und habe da drei Jahre als Unternehmensberater gearbeitet. Per Ende 2017 habe ich die Beratung verlassen und kümmere mich nun um Varia – ein neues Startup, dass 2017 hier in München entstand.

FN: Ich habe mich nach dem Studium für verschiedene Start-Ups engagiert bevor ich mit Georg und ICONSPEAK den viralen Erfolg verbuchte. Dies war unter Anderem für eine Boat-Sharing Plattform im Marketing-Bereich, einem Kosmetik-Unternehmen im Management-Support und für eine Fundraising-Unternehmung als Coach. Danach habe ich kurz als Online Sales Consultant gearbeitet bevor im mein nächstes Start-Up im Kryptobereich, wo ich noch heute tätig bin, gründete.

Ihr habt das Start-up Unternehmen Iconspeak GmbH gegründet. Wie ist es dazu gekommen und wie hat sich das Unternehmen bis jetzt entwickelt?
GH: Wir könnten die Frage immer so beantworten als wäre alles ein genial umgesetzter Plan gewesen. War es aber nicht. Wir sind mit ICONSPEAK definitiv wie die Jungfrau zum Kind gekommen. Die Idee entstand als wir als gute Freunde zusammen 2013 durch Asien und speziell Vietnam gereist sind. Die Story gibt’s auch auf unserem Blog zu lesen. Wir wussten das wir ein cooles Produkt erschaffen, trotzdem wurde das Ganze primär umgesetzt, weil es ohne Risiken und relativ einfach umzusetzen war. Die Geschichte ist im Launch-Jahr 2016 dann komplett explodiert und wir waren mitten drin in einer viralen Sensation. Wir waren News weil wir News waren, ich gab teilweise 6-7 Interviews pro Tag, von 20Minuten bis hin zu CNN. All das parallel zu einem 100% Job als Unternehmensberater – es war schon eine spannende Zeit. Heute ist der Rummel vorbei, die Umsätze auch klar nicht zu vergleichen mit den verrücktesten Zeiten aus 2016. Dennoch haben wir einige positive b2b Partner entwickeln können, sprechen auf Einladung auch immer wieder bei Firmen oder Anlässen über unsere Story. Florian und auch ich haben aber zwischenzeitlich jeweils ein weiteres Unternehmen gegründet. ICONSPEAK betreiben wir maximal automatisiert und dezentralisiert mit vielen Freelancern und einer Angestellten.

FN: Viel kann ich Georgs Ausführungen nicht anfügen. Obwohl dies nicht unbedingt die Frage beantwortet, möchte ich an dieser Stelle noch kurz meine Situation am Tag als wir viral gegangen sind schildern. Als der virale Erfolg einschlug befand ich mich in Zentralamerika auf einer Backpacker-Reise. Als Georg bereits unzählige Bestellungen entgegennahm, war ich ohne Internet gerade einen Vulkan in El Salvador am besteigen. Als ich dann wieder im Hostel war und WLAN hatte, wollte sich mein Handy vor lauter Notifications auf den Sozialen Medien, Emails von Interessenten und Kunden sowie Nachrichten von Freunden und Familie nicht mehr beruhigen. Dies war ein unrealistisches aber sensationelles Erlebnis.

War der Weg in die Selbstständigkeit schon immer euer Ziel?
GH: Eigentlich ja. Ich habe grosse Mühe Arbeiten zu tun, die ich nicht 100% als sinnvoll erachte. Früher oder später zwingt einem so eine Einstellung zur Selbstständigkeit.

FN: Ich wollte auch schon immer für mich selbst arbeiten. Folgendes Sprichwort erachte ich als ziemlich sinnvoll: «Entweder man realisiert seine eigenen Träume oder man wird von jemanden angestellt, um dessen Träume zu realisieren». Falls man jedoch seinen Traum in einem grösseren Betrieb leichter realisieren kann, ist dem nichts entgegenzusetzen. 

Seid ihr Mitglied in einem Alumni-Verein? Wenn ja, in welchem? Was ist für euch der Mehrwert einer Alumni-Mitgliedschaft?
GH: Alumni BFH. Es ist immer wieder schön und spannend über ehemalige Kommilitoninnen und Kommilitonen oder Professoren und Dozentinnen in den Fachzeitschriften zu lesen. Aufgrund meines Lebensmittelpunktes in München bin ich aber kaum in Bern und daher auch nicht an den Alumni-Veranstaltungen zu finden (ausser ihr kommt mal auf eine Mass vorbei).

FN: Auch ich bin bei Alumni BFH, jedoch eher passiv.

Welchen Rat gebt ihr künftigen und aktuellen Studierenden mit auf den Weg?
GH: Ausbildungstechnisch habe ich es nie bereut den Wechsel zwischen FH (Bachelor) und Universität (Master) zu vollziehen. Auch der Wechsel ins Ausland lohnt sich. Ein FH Studium ist definitiv anders als ein Uni Studium – wenn man den akademischen Ansatz und das kulturelle Umfeld auf einmal wechselt, maximiert man die Möglichkeiten Neues zu lernen.

FN: Wenn ich zurückblicke, hätte ich vielleicht tatsächlich einmal mehr für mich bzw. mein Wissensstand statt für die Prüfungsresultate büffeln sollen. Darüber hinaus empfehle ich möglichst viele zwischenmenschliche Kontakte einzuleiten, aufzubauen und natürlich zu pflegen, denn ein gutes Netzwerk kann einem immer wieder Türen öffnen. 

Gibt es noch etwas, was ihr anderen Alumni mitteilen möchtet?
GH: Wir sind mit ICONSPEAK losgelaufen, weil wir keine Risiken hatten. Über die Upside haben wir uns nie wirklich Gedanken gemacht – und genau das sollte für alle angehenden Jungunternehmer das Credo sein; systematisches Risikominimieren (durch rapid prototyping, agile Entwicklung etc.) und ohne viel Gedanken an mögliche Upside-Potentiale loslaufen. Wenn man keine Risiken hat, hat man nichts zu verlieren. Wenn dann die Upside nichts wird, hat man trotzdem etwas dabei gelernt.

FN: Einfach machen und Spass dabei haben!

(Stand des Interviews: März 2018)