• Bachelor of Science in Agronomie

Porträt Tamara Wülser

«Ich habe meine Leidenschaft für Pferde zum Beruf gemacht», erklärt die Agronomin Tamara Wülser. Sie hat vor zwei Jahren den Stockhornhof übernommen und dort den Kindheitstraum vom eigenen Pferdehof mit Stutenmilchproduktion umgesetzt. Im Interview erzählt sie von ihrem Alltag.

  • Studienabschluss: B.Sc in Agronomie Schwerpunkt Pferdewissenschaften 2014
  • Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL
  • Stockhornhof
  • Landwirtschaft

Tamara Wülser

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Was haben Sie an der BFH studiert? Wann haben Sie Ihr Studium abgeschlossen?
Agronomie mit Schwerpunkt Pferdewissenschaften, 2014

Was haben Sie aus dem Studium an der BFH mitgenommen?
Ein vielseitiger Werkzeugkoffer für die landwirtschaftliche Branche: So kann ich heute meinen Betrieb nach betriebswirtschaftlichen Kriterien beurteilen und optimieren, meine Buchhaltung und Steuererklärung selber führen sowie Land und Tiere optimal pflegen.

Was hat Ihnen rückblickend während deiner Studienzeit an der BFH gefehlt?
Gut gewesen wäre eine praktische Vorbereitung auf die Arbeitswelt, z.B. mit Trainings für Vorstellungsgespräche oder wie formelle Briefe zu schreiben sind.

Sie haben den Betrieb «Stockhornhof» übernommen und sind Stutenmilchproduzentin geworden. Wie ist es dazu gekommen?
Ich merkte schnell, dass „Agronomie-Jobs“ mit viel Büroarbeit und wenig Handlungsspielraum mir einfach nicht entsprechen. Ich wollte nicht am Bürotisch über Pferde nachdenken, sondern direkt am Pferd arbeiten. Mich macht es glücklich, mindestens einmal pro Tag schmutzige Finger zu haben. Ich muss meine Ideen umsetzen und etwas auf die Beine stellen können. Nach einiger Zeit als Angestellte machte ich mich als Pferdetrainerin selbstständig und absolvierte nebenbei noch die Lehre zur Pferdefachfrau EFZ. Dass der Hof in Uebeschi verkauft werden sollte, vernahm ich durch Zufall und wir hatten riesiges Glück. Die Idee mit der Stutenmilch hatte ich seit meiner Bachelorarbeit immer im Hinterkopf, jetzt hatte ich die Infrastruktur um diese umzusetzen. So importierten wir 2019 schwere Ardennerpferde aus Luxemburg und Belgien und stürzten uns in das Abenteuer Stutenmilch.

Wie hat sich Ihr Unternehmen bisher entwickelt?
Die ersten zwei Jahre waren sehr anstrengend, da wir nicht nur einen Betrieb übernahmen, sondern auch noch einen neuen Betriebszweig aus dem Boden stampften. Für Stutenmilch gibt es kaum verfügbare Informationen und Daten, so mussten wir uns das Wissen selber aneignen, ganz nach dem Motto: «learning by doing». Mir kam das nette Wesen der Kaltlutpferde hier sehr gelegen, sie waren stets freundlich bei den ersten Melkversuchen mit der Melkmaschine. Das erste Jahr war jedoch hart, da wir viele Ausgaben und keine Einnahmen hatten. Zu Beginn des zweiten Jahres hatten wir die ersten verkaufsbereiten Stutenmilchprodukte. Nun ging es ans Marketing. Die Homepage sowie Kanäle in den sozialen Medien bauten wir selber auf. Bei der Bekanntmachung der Produkte hat mir meine Berufserfahrung als Journalistin geholfen. Dass diverse Medien Berichte über unseren Hof machten, half sicher mit, dass der Verkauf langsam und stetig anlief.

Was fasziniert Sie an Ihrem Beruf?
Ich schätze die Vielseitigkeit meines Alltags. So arbeite ich täglich mehrere Stunden körperlich im Stall und auf dem Hof, reite und fahre Ausbildungs- und Korrekturpferde, mache Buchhaltung, bearbeite und verschicke Bestellungen aus dem Onlineshop, usw. Eine ideale Mischung aus körperlicher Arbeit und Büro.

War der Weg in die Selbstständigkeit schon immer Ihr Ziel?
Nein eigentlich nicht, aber ich merkte in der Arbeitswelt schnell, dass mir bei vielen Agronomie Jobs die Abwechslung fehlte und ich kann nicht gut mit wenig kompetenten Führungspersonen umgehen. Zudem interessieren mich eigentlich nur Pferde und ich möchte gerne die Hauptzeit meines Lebens mit Pferden verbringen. Nach zwei Jahren im Büro war für mich klar, das kann es nicht sein. Ich hatte damals viele Anfragen, um Pferde einzureiten oder zu korrigieren. Zudem startete ich mit Horse Agility Kursen und wagte so den Schritt in die Selbstständigkeit. 

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?
Im Moment führe ich den Betrieb alleine. Das heisst morgens circa von 6 bis 10 Uhr Stallarbeiten inkl. Melken, bis zum Mittag widme ich mich meist der Direktvermarktung der Kapseln (Pakete verschicken, Rechnungen machen, Buchhaltung). Am Nachmittag fallen die üblichen landwirtschaftlichen Arbeiten an, zudem ist dann die Zeit für die Ausbildungspferde (korrigieren, einreiten, einfahren) und dann ruft schon wieder der Stall.

Sind Sie Mitglied in einer Alumni-Organisation? Was ist für Sie ein Mehrwert der Alumni-Arbeit an Hochschulen?
Ja, der Alumni HAFL.

Welchen Rat geben Sie künftigen und aktuellen Studierenden mit auf den Weg?
Wir konnten während dem Studium Praktikumswochen in Unternehmen machen. Dies kann ich  sehr empfehlen, so kann man sich ein Bild der zukünftigen Arbeitsplätze machen und bereits erste Kontakte knüpfen, welche bei der Stellensuche sehr nützlich sind.

Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
Ich habe meine Leidenschaft zum Beruf gemacht und brauche dadurch kaum Freizeit. Aber Spass bei Seite, wenn ich ab und zu Zeit finde, widme ich mich dem Sporttauchen und sobald es der Betrieb zulässt, möchte ich wieder einmal ans Rote Meer fahren, um zu Tauchen.

(Stand des Interviews: Februar 2021)