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  • Bachelor of Science in Lebensmittelwissenschaften

Porträt Isabel Kessi

«Die Vielseitigkeit in meinem Job ist toll, denn kein Tag gleicht dem nächsten.» Die Lebensmitteltechnologin Isabel Kessi ist in zwei verschiedenen Betrieben für die Lebensmittelhygiene und -sicherheit zuständig und wohnt im Pulverschnee-Mekka Revelstoke BC. Im Interview erzählt sie, wie sie in Kanada lebt und arbeitet.

  • Studienabschluss: Bachelor of Science in Lebensmittelwissenschaften
  • Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL
  • Arbeitgeber: Helmut’s Sausage Kitchen, Vernon BC, Kanada & Helmis Gourmet Foods, Abbotsford BC, Kanada
  • Funktion: Food production specialist & Food safety manager

Isabel Kessi

Was haben Sie an der BFH studiert? Wann haben Sie Ihr Studium abgeschlossen?
Lebensmitteltechnologie, Major Technologie, Minor Unterricht & Beratung, Abschluss im 2014

Was haben Sie aus dem Studium an der BFH mitgenommen?
Zusammenarbeit mit verschiedensten Menschen, Übersicht in verschiedene Aspekte der Lebensmittelproduktion, Sicherheit im Sprechen vor Gruppen/Vorträge, sehr gute Grundbasis auf der ich aufbauen kann.

Was hat Ihnen rückblickend während Ihrer Studienzeit an der BFH gefehlt?
Praxisbezug, Unterricht bei Dozent*innen mit Erfahrung in der Lebensmittelindustrie, lösungsorientierte Denkweise (Nicht: Wieso geht es nicht? Sondern: was können wir tun damit es geht). Im Berufsalltag, gerade in der Produktion, ist man oft mit Herausforderungen konfrontiert und muss rasch und effizient Lösungen finden, ohne vorher lange Recherche betreiben zu können und Papers zu lesen.

Sie sind nach Kanada ausgewandert. Was hat Sie dazu bewogen?
Da gibt es verschiedene Gründe. Zum einen mein Partner, dann aber auch die Natur und der Pulverschnee, zum anderen der Job. Ich arbeite stundenmässig viel weniger und habe trotzdem ein sehr komfortables Leben. Die Berufswelt tickt hier ganz anders, Teilzeit in einer Kaderposition zu arbeiten ist völlig in Ordnung. Es muss nicht immer zu 120% perfekt sein, in der Schweiz wird vieles «over-engineered» und hier in Kanada kommt man auch mit weniger Perfektionismus zum Ziel. Zudem hat man als Schweizer hohes Ansehen. Ich denke, dass ich hier mehr erreichen/bewegen kann ohne ein Burn-out zu erleiden. Der kanadische Lebensstil ist mein Weg raus aus dem Hamsterrad.

Wie sieht Ihre aktuelle berufliche Tätigkeit aus?
Ich arbeite Teilzeit für zwei Arbeitgeber, beides sind eher kleine Betriebe, welche in den nächsten 1-4 Jahren stark wachsen werden. Beim Fleischverarbeitungsbetrieb Helmut’s Sausage Kitchen bin ich zuständig für die Einhaltung der Lebensmittelhygiene und -sicherheit und verantwortlich für Deklarationen. Wir bauen gerade einen neuen Betrieb, da bin ich mit der Planung beschäftigt. Von Produktfluss, Auswahl der Verarbeitungs- und Verpackungsmaschinen, Baumaterialien, Auslegegung der verschiedenen Räume, Beantragung der Produktionslizenz etc. Von den Büros, über die Verarbeitungsräume bis hin zu den Maschinen: Alles wird neu! Beim Kartoffelverarbeiter Helmis Gourmet Foods bin ich auch für die Lebensmittelsicherheit und -hygiene zuständig. Wir entwickeln gerade eine neue, innovative Kühlungsanlage für Kartoffelmassen und optimieren die Produktionsprozesse. Ich arbeite viel von zu Hause aus, beide Arbeitgeber sind relativ weit weg von meinem Wohnort.

Was fasziniert Sie an Ihrem Beruf/Ihrer Tätigkeit?
Die Vielseitigkeit ist in meinem Job ist toll, denn kein Tag gleicht dem nächsten. Ich muss rasch reagieren und Lösungen finden. Ich mag es etwas auf Papier zu planen, umzusetzen und in den Betrieb zu nehmen, dies ist meine Leidenschaft. Ich sehe es als Vorteil für kleine Betriebe zu arbeiten, da es dort viel Vielseitiger ist und kleinere Teams gibt. Ich habe verschiedene Verantwortungsbereiche und die Wege sind kürzer, so kann ich in kurzer Zeit mehr bewegen/umsetzen.

Wie sieht Ihre berufliche Zukunft aus?
Im nächsten Jahr werde ich sicher viel auf der Baustelle bei Helmut’s Sausage Kitchen sein und dann den Neubau in Betrieb nehmen. Kurz danach werden wir auch bei Helmis Gourmet Foods einen Erweiterungsbau in Angriff nehmen. Was danach kommt steht in den Sternen, ich möchte mich gerne selbständig machen.

Sind Sie Mitglied in einer Alumni-Organisation? Was ist für Sie ein Mehrwert der Alumni-Arbeit an Hochschulen?
Ja, ich glaube ich bin bei Alumni BFH dabei, aber bin ehrlich gesagt nicht mehr sicher, ob das stimmt. Ich finde es immer spannend zu sehen was andere mit der gleichen Ausbildung machen, die Wege sind so vielfältig.

Welchen Rat geben Sie künftigen und aktuellen Studierenden mit auf den Weg?
Im ersten Studienjahr hatte ich einen riesen Hänger und habe beinahe das Studium abgebrochen. Heute denke ich aber, dass gerade dieser Studiengang sehr viele Türen öffnet. Man kann nach dem Studium so viele verschiedene Jobs machen, das ist toll. Mein Tipp: wenn’s im Studium mal nicht so rund läuft, einfach dranbleiben, es wird besser, durchkommen und danach hat man viele Möglichkeiten. Geniesst die Zeit mit Studienkolleg*innen so viel wie möglich!

Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
Ich wohne in Revelstoke BC, inmitten riesiger Berge. Unser Ort ist ein Powder-Mekka, während ich dieses Interview schreibe schneit es draussen wie verrückt. Ich bin viel auf den Skiern, im Skigebiet oder auf Touren. Im Sommer bin ich auf dem Mountainbike anzutreffen oder gehe mit meinem Partner und unserem Hund zelten. 

 

(Stand des Interviews: Dezember 2020)