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Eine Spezialisierung auf neurologische Symptomkomplexe
06.06.2025 Mit dem CAS Angewandte neurologische Physiotherapie können Physiotherapeut*innen ihre Rolle in der Rehabilitation von Menschen mit neurologischen Krankheitsbildern stärken und ihre Berufschancen verbessern. Die Dozentinnen Martina Grinzinger und Pascale Schweizer vermitteln Fachwissen und Skills auf aktuellem Forschungsstand – für eine erhöhte Behandlungsqualität.
Das Wichtigste in Kürze
- Der CAS Angewandte neurologische Physiotherapie stärkt die Rolle von Physiotherapeut*innen in der Rehabilitation neurologischer Patient*innen durch vertieftes Fachwissen, moderne Technologien und evidenzbasierte Methoden.
- Die Weiterbildung vermittelt praxisnahe klinische Kompetenzen, fundiertes Clinical Reasoning und den Umgang mit komplexen neurologischen Symptomen, um die Behandlungsqualität gezielt zu verbessern.
- Die Inhalte des CAS werden flexibel an die beruflichen Erfahrungen und Erwartungen der Teilnehmenden angepasst, um ein herausforderndes, aber zugängliches Lernumfeld zu schaffen.

Wie entwickelt sich die neurologische Physiotherapie und weshalb braucht es diesen CAS?
Martina Grinzinger: Das Fachgebiet Neurologie entwickelt sich stetig weiter – ebenso die Physiotherapie. Neue Forschungserkenntnisse und Technologien heben die Behandlungsqualität der Physiotherapie auf ein neues Level. Die «Precision Rehabilitation», also die individuelle, massgeschneiderte Rehabilitation, und die interprofessionelle Zusammenarbeit gewinnen zunehmend an Bedeutung. Der CAS greift verschiedene Themen auf, die in der Arbeit mit neurologischen Patient*innen herausfordernd sein können. Er vertieft Fachwissen und Skills und fördert die Professionalisierung in unserem Beruf. Mit diesem CAS können die individuellen Berufschancen erhöht werden, da man breit aufgestellt wird und einzelne Themen vertieft.
Pascale Schweizer: Die Medizin und auch die neurologische Physiotherapie haben in der Schweiz bedeutende Fortschritte gemacht. Der Fokus liegt neben der klinischen Expertise vermehrt auf evidenzbasierten Praktiken. Physiotherapeut*innen spielen eine wichtige Rolle, um Menschen mit neurologischen Krankheitsbildern zurück in ein möglichst selbstständiges Leben zu bringen. Dabei unterstützen moderne Technologien wie robotergestützte Therapie oder virtuelle Realität.
Neue Forschungserkenntnisse und Technologien heben die Behandlungsqualität der Physiotherapie auf ein neues Level.
Zur Person: Martina Grinzinger
Geboren und aufgewachsen bin ich in Österreich. Nach dem Abschluss zur diplomierten Tanzpädagogin und zeitgenössischen Bühnentänzerin habe ich ein Jahr in diesem Bereich gearbeitet und mich dann für die Ausbildung zur Physiotherapeutin entschieden, die ich in Linz an der Donau (Österreich) abgeschlossen habe. Danach arbeitete ich an der BDH Klinik in Elzach (Deutschland) im Bereich der neurologischen Frührehabilitation und anschliessend und bis heute am REHAB Basel. Am REHAB konnte ich die Stationsverantwortung für die IMCU und die Betreuung der Studierenden von der Gesundheitsschule Südwest (Deutschland) übernehmen. Mit dem Abschluss des Master of Science in Physiotherapie Professionsentwicklung 2021 an der BFH bin ich nun als Fachexpertin im REHAB tätig.
Welche Kompetenzen und Kenntnisse sollen die Teilnehmenden durch diese Weiterbildung erlangen?
Pascale: Die Weiterbildung richtet sich an Therapeut*innen, die bereits Berufserfahrung in der neurologischen Physiotherapie haben oder sich in diese Richtung spezialisieren möchten. Es werden klinische Kompetenzen vertieft und vermittelt, wie in unterschiedliche Settings sowie im interprofessionellen Kontext gehandelt werden kann. Wir behandeln verschiedene Symptomkomplexe von Hirn- und Rückenmarksläsionen und unterstützen die Teilnehmenden dabei, ihr Wissen durch gezielte Assessments und evidenzbasierte Massnahmen zu vertiefen.
Martina: Der Fokus liegt auf der angewandten Praxis und dem Kennenlernen von seltenen Krankheitsbildern oder Symptomkomplexen, die in der Grundausbildung nur ansatzweise gelehrt werden. Zentrale Themen sind Clinical Reasoning – also die fundierte Diagnostik und Entscheidungsfindung – sowie praxisnahe Methoden und Assessments, die direkt an Patient*innen oder mit Fallbeispielen erprobt werden. Atemtherapie, Beckenbodentherapie, Behandlung von Ataxie und Handling von Schwerbetroffenen sowie Querschnitt-Rehabilitation, um nur einige zu nennen, werden thematisiert. Auch Begleitsymptome wie Aphasie oder Dysphagie, die nicht zur klassischen Physiotherapie zählen, aber Patient*innen dennoch als Zusatzkomplikation haben können, werden berücksichtigt.
Die Weiterbildung richtet sich an Therapeut*innen, die bereits Berufserfahrung in der neurologischen Physiotherapie haben oder sich in diese Richtung spezialisieren möchten.
Zur Person: Pascale Schweizer
2011 habe ich mein Bachelorstudium in Physiotherapie an der SUPSI Landquart abgeschlossen und arbeite nun seit 10 Jahren als Physiotherapeutin im Schweizer Paraplegiker-Zentrum in Nottwil, davon 8 Jahre in der stationären Rehabilitation von Menschen mit Querschnittlähmung und anderen neurologischen Diagnosen. Während dieser Zeit habe ich Studierende betreut, den MSc Neurorehabilitation abgeschlossen und die Rolle als Fachexpertin übernommen. Seit zwei Jahren bin ich nun Fachexpertin Physiotherapie in der ambulanten Rehabilitation und betreue Menschen mit Querschnittlähmung im Bereich der lebenslangen Versorgung sowie Menschen mit anderen neurologischen Krankheitsbildern.
Seit 2015 unterrichte ich im Bereich der Neurologie an der SUPSI Landquart im Bachelorstudiengang und bin nun seit 2023 Fachexpertin für den CAS Neurologische Angewandte Physiotherapie an der BFH gemeinsam mit Martina Grinzinger.
Wie stellt ihr sicher, dass die Inhalte auf die beruflichen (und persönlichen) Anforderungen der Teilnehmenden abgestimmt sind?
Martina: Physiotherapie bei neurologischen Patient*innen findet an verschiedenen Schauplätzen und in unterschiedlichen Erholungsphasen statt – Akut-, subakute oder stationäre Rehabilitation und langjährige Begleitung im ambulanten Setting. Als Physiotherapeut*in ist man gefordert, mit einer Vielzahl komplexer Symptomatiken umzugehen. Zentrale Grundlagen wie ein qualitativ sinnvolles Clinical Reasoning sind in allen Bereichen ein Muss. Der CAS greift diese Komplexität auf und bereitet die Teilnehmenden gezielt auf die Herausforderungen im Praxisalltag vor.
Pascale: In unserer Weiterbildung ist es ein zentrales Anliegen, den Teilnehmenden mit ihren sehr unterschiedlichen Erfahrungen und Erwartungen gerecht zu werden. Wir streben ein Niveau an, das herausfordert, aber nicht überfordert. Bereits vor dem ersten Modul befragen wir die Teilnehmenden zu ihren Erfahrungen in der neurologischen Physiotherapie sowie zu ihren Erwartungen an den CAS – und passen die Inhalte entsprechend an. Wichtig ist, dass spezifische Fragen und Erwartungen direkt in den Unterricht einfliessen und durch kleine Anpassungen flexibel berücksichtigt werden können. Es ist auch ein Lernen von- und miteinander, von dem alle profitieren können.