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Zwischen Hitze, Hupkonzert und Hochleistung
14.10.2025 Die BFH-Dozentin Lara Rajkovic begleitete die Schweizer Delegation an die Para-Leichtathletik-WM in Neu-Delhi. Vor Ort sorgte sie für gelockerte Muskeln, kühle Köpfe – und erlebte viele bewegende Momente.
Das Wichtigste in Kürze
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Lara Rajkovic begleitete die Schweizer Para-Leichtathletik-Delegation nach Neu-Delhi und betreute die Athlet*innen bei grosser Hitze.
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Improvisation und Teamgeist prägten den Alltag zwischen Stadion, Hotel und Therapie.
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Mehrere Medaillen und viele bewegende Begegnungen machten den Einsatz unvergesslich.
Wenn mitten in der Nacht Kühe auf der Strasse stehen, Autos in alle Richtungen fahren und Dauerhupen als Kommunikationsmittel gilt, dann ist man in Neu-Delhi angekommen. Für Lara Rajkovic, Physiotherapie-Dozentin an der Berner Fachhochschule, begann dort Ende September ein aussergewöhnlicher Einsatz: Sie begleitete die Schweizer Delegation an die Para-Leichtathletik-Weltmeisterschaften.
«Schon die Anreise war ein Erlebnis», erzählt sie. «Unser Fahrer fuhr geübt bis gewagt – in Indien schaut man nur nach vorne, für den Rest wird gehupt.» Trotz des Kulturschocks verlief alles reibungslos, das Gepäck kam an, und auch das Hotelpersonal empfing die Delegation mit grosser Herzlichkeit.
Muskelarbeit unter Extrembedingungen
Die klimatischen Bedingungen stellten das Team vor besondere Herausforderungen: über 40 Grad und hohe Luftfeuchtigkeit. «Wir mussten die Aufenthaltsdauer im Stadion möglichst kurzhalten. Kühlweste, Eis-Packs und isotonische Getränke waren ein Muss.»
Besonders anspruchsvoll war die Betreuung von Athlet*innen mit Tetraplegie, deren Körpertemperatur sich nicht durch Schwitzen regulieren lässt. «Meine Kollegin begleitete Rollstuhlsportler Fabian Blum bis in den Callroom, um ihm bei Bedarf mit kaltem Wasser zu kühlen oder eine Kühldecke bereitzuhalten. Diese individuelle Unterstützung ist zentral, um die Sicherheit der Athlet*innen zu gewährleisten.»
Improvisation im indischen Alltag
Die Wettkämpfe begannen holprig: Beim ersten Besuch im Stadion lagen noch Fitnessgeräte auf der Bahn, Busse kamen verspätet und die Technik war nicht bereit. «Aber am Abend zur Eröffnungsfeier war plötzlich alles bereit und eindrucksvoll inszeniert – und der topmoderne, klimatisierte Fitnessraums war fertiggestellt.»
Gemeinsam mit einer Kollegin richtete Rajkovic ein Physiozimmer im Hotel ein, mit Liegen und Material für Behandlungen. «Wir boten tägliche Therapie-Slots an – vor oder nach den Wettkämpfen. Eine zweite Liege stand im Stadion für spontane Behandlungen bereit. Unser Notfall-Medibag war zudem immer dabei - zum Glück brauchten wir ihn kaum.»
Grosse Emotionen
Trotz Hitze, Chaos und gelegentlichen Magenproblemen – die Stimmung im Team blieb positiv. «Die indischen Volunteers waren unglaublich freundlich und die Emotionen während der Wettkämpfe unbeschreiblich. Diese Energie mitzuerleben, war für mich das Schönste.»
Die Schweizer Delegation konnte mehrere Medaillen feiern. Neben den sportlichen Erfolgen bleibt für Lara Rajkovic aber vor allem eines hängen: «Es war eine intensive, lehrreiche und wunderschöne Zeit. Ich bin dankbar, dass ich die Athlet*innen so nah begleiten durfte – physisch, aber auch menschlich.»