• Bachelor of Science in Maschinentechnik

Porträt Kevin Bucher

«Meine berufliche Laufbahn war bisher wie auch mein Leben generell, ein Weg des Ausprobierens und Lernens, der stetigen Weiterentwicklung». Vom Studium in Maschinentechnik bis zur Gründung eines Startups für nachhaltig produzierte Unterhosen, Kevin Bucher hat vieles ausprobiert bevor er sein Startup «Flizzer» gegründet hat. Im Interview erzählt er wie es dazu kam und von seinem Alltag als Startup-Gründer.

  • Studienabschluss: Bachelor of Science in Maschinentechnik, 2003 (ehemals Ingenieur FH in Maschinentechnik)
  • Technik und Informatik
  • Unternehmen: Flizzer GmbH
  • Gründungsjahr: 2016
  • Gründer: Kevin Bucher
  • Branche: Kleider-/Modebranche
  • Mitarbeiter*innen: 3 (Teilzeit)

Kevin Bucher

Kevin Bucher

Flizzer

Zum Shop von Flizzer

Sie arbeiten nun in einem anderen Bereich als Sie ursprünglich studiert haben, wie kam es dazu und wie sieht Ihre aktuelle berufliche Tätigkeit aus?
Meine berufliche Laufbahn war bisher wie auch mein Leben generell, ein Weg des Ausprobierens und Lernens, der stetigen Weiterentwicklung. Ich hatte nach meinem Abschluss an der Berner Fachhochschule die Möglichkeit, unterschiedliche Rolle auszuprobieren und so auch die Chance herauszufinden, was mir Freude macht und welche Tätigkeiten mir eher schwerfallen. 

Aktuell arbeite ich in einem 80% Pensum bei der Schweizerischen Post und begleite das Unternehmen in der Rolle als Strategie & Transformations-Experte. Den Aufbau des StartUp Flizzer nimmt die restliche Zeit in Anspruch, wobei auch oft die Freizeit dafür herhalten muss. 

Was haben Sie aus dem Studium an der BFH mitgenommen? Gibt es etwas das Ihnen auch noch heute in Ihrem Berufsalltag hilft/Sie anwenden können?
Schwierig zu sagen. Grundsätzlich war das Studium eine gute Lebensschule – ich musste mich im zweiten Studienjahr so richtig durchbeissen. Die methodische Herangehensweise an Aufgaben und das technische Verständnis hilft mir heute noch immer, auch wenn sich seit 2003 im Bereich der Digitalisierung doch einiges verändert hat.

Was hat Ihnen rückblickend während Ihrer Studienzeit an der BFH gefehlt?
Grundsätzlich nichts. Mit dem heutigen Wissen rund 20 Jahre nach dem Studium, wohl mehr Infos dazu, was es braucht um selber ein Unternehmen zu gründen und aufzubauen.

Sie haben das Start-up Flizzer gegründet. Wie kam es zu dieser Idee und zum Entschluss daraus ein Business zu machen?
Die Idee ist aus der persönlichen Not heraus entstanden. Ich habe mir immer günstige Unterhosen im Multipack gekauft ohne mich jemals mit dem Material, der Passform oder dem Design so richtig auseinander gesetzt zu haben. Mir ging die Unterhose im wahrsten Sinne des Wortes am Arsch vorbei. Das hat sich dann an einem Abend bei Kerzenschein schlagartig geändert, als mir meine damals neue Freundin eine Standpauke zu meinen Unterhosen gehalten hat – seit dem Abend weiss ich, was der Begriff «Liebestöter» bedeutet. Und da ich auf dem Markt kein Produkt gefunden habe, dass nachhaltig produzierte, eine top Passform hat, bei den Frauen optisch gut ankommt und auch noch bezahlbar ist, habe ich mich auf den Weg gemacht, die Welt mit glücklichen Männerärschen ein klein wenig besser zu machen.

Wie hat sich Flizzer bisher entwickelt?
Flizzer war die ersten paar Jahre ein Hobby auf Sparflamme, weil wir keine finanziellen Mittel hatten, um gross Marketing zu machen oder in die Produktentwicklung zu investieren. Das hat sich nach dem Auftritt bei Höhle der Löwen Schweiz und dem Investment von Roland Brack und Anja Graf geändert. Seit der Erstausstrahlung im September 2020 konnten wir die Verkäufe steigern und werden im 2022 eine frische, nachhaltige Damenkollektion auf den Markt bringen. Den Umsatz konnten wir im letzten Jahr verdoppeln, bis im 2024 möchten wir 4 100%-Stellen schaffen können.  

Was waren die grössten Herausforderungen und Erfolge bei der Gründung Ihres Start-ups?
Die grössten Herausforderungen liegen ganz klar im Bereich Fachwissen. Ich bin ohne jegliches KnowHow in der Textilbranche oder eCommerce gestartet und musste mich die ersten Jahre alleine durchbeissen und viel Lehrgeld bezahlen. Heute verfüge ich über ein gutes Netzwerk an Spezialisten in den unterschiedlichsten Bereichen, auf die ich zurückgreifen kann. Unser grösster Erfolg ist auf der einen Seite, dass wir ein Produkt am Markt haben das ein wirkliches Problem löst und dadurch bei den Kunden zu grosser Zufriedenheit führt, zum anderen, dass wir dadurch Investoren für uns gewinnen konnten, die an uns und Flizzer glauben. Die unzähligen positiven Kunden-Feedbacks sind unser Antrieb, um immer weiter zu machen. Und eben, schon bald gehen wir den Frauen an die Wäsche, darauf freuen wir uns sehr. 

War der Weg in die Selbstständigkeit schon immer Ihr Ziel?
Nein. Mein Wunsch war aber stets, mit meiner Arbeit auch etwas bewegen zu können. Und wo der Weg mit Flizzer hinführen wird und wie lange ich das machen werde, ist mir heute auch noch nicht klar. Der Weg ist das Ziel - und der Weg ist aktuell super spannend und extrem lehrreich. Was die Zukunft bringt, werden wir sehen. Aber solange es Spass macht bin ich weiterhin mit viel Herzblut am flizzen.

Was schätzen Sie besonders an der Selbstständigkeit? Gibt es Aufgaben auf welche Sie lieber verzichten würden?
Ich schätzte vor allem der direkt spürbare Effekt, den ich durch den kurzen Weg zum Kunden erziele. Das ist toll!

Wie sieht der Alltag für Sie bei Flizzer aus?
Als kleines StartUp mit drei Teilzeitmitarbeiter*innen kümmere ich mich primär um die strategischen Themen und die ganze Produktionsplanung und Logistikabläufe. Und da wir mitten im Aufbau stecken, gibt es keinen typischen Flizzer-Alltag. Es kommen laufend neue Herausforderungen auf uns zu, wie die Entwicklung der Damen-Kollektion, was es aber auch so spannend macht.

Was machen Sie als Ausgleich zum viel beschäftigten Job-Alltag? 
Ich bin ein Bewegungsmensch, deshalb bin ich viel draussen unterwegs, zu Fuss, auf den Renner oder Bike oder mit Freunden beim Kicken.

Sind Sie Mitglied in einer Alumni-Organisation? Was ist für Sie ein Mehrwert der Alumni-Arbeit an Hochschulen?
Nein bin ich nicht, sorry.

Welchen Rat geben Sie künftigen und aktuellen Studierenden mit auf den Weg?
Learn, Build, measure – repeat. Testet eure Ideen mit einfachen Prototypen direkt am Markt und verfolgt eure Träume mit viel Überzeugung und Leidenschaft wenn ihr merkt, dass andere Menschen eure Ideen auch gut finden.

(Stand des Interviews: Juli 2021)