Der eHealth-Experte: Jan Bauer

10.08.2020 Jan Bauer hat an der BFH Medizininformatik studiert und schätzte das breite Studienangebot, das auf Veränderungen im Feld der Medizininformatik reagierte. Heute entwickelt er Klinikinformationsssysteme.

Was haben Sie an der BFH studiert? Wann haben Sie Ihr Studium abgeschlossen?

Ich habe meinen Bachelor of Science in Medical Informatics 2019 abgeschlossen.

Was haben Sie aus dem Studium an der BFH mitgenommen?

Das Studium der Medizininformatik an der BFH bot mir eine breite Informationspalette aus verschiedensten Fachgebieten in der Medizin, der Informatik sowie dem Projektmanagement. Durch das breit gefächerte Aufgabengebiet wurde ich optimal auf den bevorstehenden Berufsalltag vorbereitet.

In der Medizininformatik hat man täglich mit verschiedensten Akteur*innen im Gesundheitswesen zu tun. Man switcht zwischen medizinischen Diskussionen zu IT-Problemen und eHealth-Ansätzen und organisiert das Ganze schliesslich mittels verschiedenen Projektmanagement-Methoden. Mitgenommen habe ich jedoch die Erkenntnis, dass die Endbenutzer*innen so früh wie möglich in den Entwicklungsprozess eines eHealth-Systems miteingebunden werden sollten. Durch die Entwicklung eines Systems zusammen mit den Kund*innen im frühestmöglichen Stadium kann eine bestmögliche prozessuale Verbesserung angestrebt werden. Ansonsten droht die Gefahr, dass an den Endbenutzer*innen vorbei entwickelt wird.

Was hat Ihnen rückblickend während Ihrer Studienzeit an der BFH gefehlt?

Fachlich hat es kaum an etwas gefehlt. Die Medizininformatik verändert sich so rasant von Jahr zu Jahr, dass es schwierig ist einen Studienplan auf die aktuellsten Rahmenbedingungen anzupassen. Dafür war das Studienangebot jedoch sehr breit gefächert und hat jeden Teil abgedeckt. Ich wünschte mir jedoch während der Studienzeit, etwas mehr in die Krankenhäuser hineinzusehen. Es ist im Studium doch relativ abstrakt, wie eine Radiologie in der Realität funktioniert, wie die Prozesse sich verhalten und wie die Systeme miteinander kommunizieren. Das ist in der Theorie zwar schön dargestellt, jedoch im echten Leben etwas völlig anderes.

Das Studium der Medizininformatik an der BFH bot mir eine breite Informationspalette aus verschiedensten Fachgebieten in der Medizin, der Informatik sowie dem Projektmanagement.

Jan Bauer
Jan Bauer Medizininformatiker

Wie sieht Ihre aktuelle berufliche Tätigkeit aus?

Aktuell arbeite ich als Consultant und Teilprojektleiter bei der Meierhofer Schweiz AG. Wir entwickeln Klinikinformationssysteme für den Akut-, Reha- und Psychiatrie-Bereich und decken somit eine grosse Anzahl an Prozessen im Krankenhausumfeld digital ab. Der Alltag ist vielseitig. Termine und Absprachen mit den Kund*innen sind wichtig, um genau herauszukristallisieren, wie die Software am besten abgestimmt werden soll. Dies geschieht in Workshops. Nebenbei entwickeln wir Konzepte für die bevorstehenden Einführungen von Systemen in Krankenhäusern oder sind an Ausschreibungen oder Schulungen für die Key-User eines Krankenhauses beteiligt. 

Was fasziniert Sie an Ihrer Tätigkeit?

Am meisten fasziniert mich die abwechslungsreiche Gestaltung des Tages. Klar gibt es vordefinierte Blocker, die für ein bestimmtes Projekt vorgesehen sind. Aber schlussendlich geht es immer darum, den Kund*innen die bestmögliche Beratung und Umsetzung seines Projekts zu gewährleisten. Vor allem gefällt mir die herausfordernde Tätigkeit, zwischen zahlreichen Akteur*innen (Chirurg*innen, Pflegekräfte, QM-Angestellte, Controlling-Organe und viele mehr) im Krankenhaus zu vermitteln und für alle den besten gemeinsamen Nenner zu finden, um dies auf einem System effizient zu vereinen.

Sie und Lea Meier erarbeiteten Ihre Bachelor-Thesis zum Thema «Berührungslose Dokumentation im Rettungswesen». Was sind die wichtigsten Erkenntnisse Ihrer Arbeit?

Es hat sich herauskristallisiert, dass eine rein digitale Dokumentation im Rettungswesen nicht bedeutet, einen besseren Prozess abbilden zu können. Der Prozess wird im Rettungswesen durch die digitale Erfassung der Daten eher schwieriger. Darum haben wir eine Lösung gesucht, genau diesen Aspekt zu vereinfachen und noch einen Schritt weiterzugehen als eine rein auf einem Tablet funktionierende Dokumentation. Dafür haben wir eine Spracherkennungskomponente mit in das Konzept eingebaut, um Ereignisse direkt in dem Moment zu erfassen, in dem sie entstehen.

Am meisten fasziniert mich die abwechslungsreiche Gestaltung des Tages.

Jan Bauer
Jan Bauer Medizininformatiker

Sie haben den dritten Preis im Nachwuchswettbewerb «Bachelorarbeiten» an der DMEA* 2020 gewonnen. Was bedeutet diese Auszeichnung für Sie?

Für uns zeigt die Auszeichnung, dass wir mit unserer Idee auf dem richtigen Weg waren und den Nerv der Zeit getroffen haben. Aus unserer Sicht wird in eHealth sehr viel Wert auf klinische und postklinische Versorgung gelegt. Jedoch bleibt der präklinische Aspekt sehr oft auf der Strecke.

 

*Die DMEA ist die grösste Medizininformatikmesse in Europa und wird jährlich in Berlin durchgeführt. 2019 zählte die DMEA rund 600 Ausstellende und 11'000 Besuchende aus 49 Ländern. Aufgrund der Corona-Situation wurde die DMEA dieses Jahr digital durchgeführt (16. bis 18. Juni 2020).

Sind Sie Mitglied in einer Alumni-Organisation? Was ist für Sie ein Mehrwert der Alumni-Arbeit an Hochschulen?

Zur BFH Alumni Organisation beigetreten bin ich direkt nach meinem Bachelorabschluss. Ich habe mir gedacht, es wäre eine gute Option, um auch in Zukunft mit Personen aus der Studienzeit in Kontakt zu bleiben. Somit können die Kontakte, die sich über die ganze Schweiz oder das Ausland verteilen, trotzdem noch gewahrt werden.

Welchen Rat geben Sie künftigen und aktuellen Studierenden mit auf den Weg?

Niemals eine Projektarbeit zu machen, für die man sich nicht interessiert. Klar ist das nicht immer möglich, aber das Resultat ist um ein Vielfaches besser, wenn man sich ein Thema für Projektarbeiten aussucht, in dem man aufgeht. Ausserdem: Durchhaltevermögen. Ein Abschluss in der Medizininformatik öffnet dir die Türen in eine Branche, die noch in den Kinderschuhen steckt. Am Ende wird die Disziplin belohnt.

Was machen Sie in Ihrer Freizeit?

In meiner Freizeit befasse ich mich gerne mit anderen Ländern. Vor allem Asien hat es mir angetan, und ich habe bereits einen ziemlich grossen Teil der Länder bereisen können. Das geht so weit, dass ich rein aus Vergnügen begonnen habe, mir Japanisch im Selbststudium beizubringen und unterdessen auch die Hilfe einer Lehrerin in Anspruch nehme. Ansonsten bin ich interessiert in Sport und Essen. Es gibt praktisch nichts, was ich nicht ausprobieren würde, was das Essen angeht. Vielleicht entdeckt man so plötzlich mal sein absolutes Lieblingsessen?

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Der Medizininformatiker und BFH-Alumnus Jan Bauer schätzte an seinem Studium das breit gefächerte Angebot.