• Bachelor of Science in Medizininformatik

Porträt Jan Bauer

«Am meisten fasziniert mich die abwechslungsreiche Gestaltung des Tages». Der Medizininformatiker Jan Bauer erklärt im Interview was ihm an seiner Tätigkeit am besten gefällt und wie seine tägliche Arbeit aussieht.

Jan Bauer

Was hast du an der BFH studiert? Wann hast du dein Studium abgeschlossen?
Bachelor of Science in Medical Informatics, 2019

Was hast du aus dem Studium an der BFH mitgenommen?
Das Studium der Medizininformatik an der BFH bot mir eine breite Informationspalette aus verschiedensten Fachgebieten in der Medizin, der Informatik sowie dem Projektmanagement. Durch das breitgefächerte Aufgabengebiet wurde ich optimal auf den bevorstehenden Berufsalltag vorbereitet. In der Medizininformatik hat man täglich mit verschiedensten Akteuren im Gesundheitswesen zu tun. Man switcht zwischen medizinischen Diskussionen zu IT-Problemen und eHealth-Ansätzen und organisiert das Ganze schliesslich mittels verschiedenen Projektmanagement-Methoden. Mitgenommen habe ich jedoch die Erkenntnis, dass der Endbenutzer so früh wie möglich in den Entwicklungsprozess eines eHealth-Systems miteingebunden werden soll. Durch die Entwicklung eines Systems zusammen mit dem Kunden im frühestmöglichen Stadium kann eine bestmögliche prozessuale Verbesserung angestrebt werden. Ansonsten läuft die Gefahr, dass am Endbenutzer vorbei entwickelt wird.

Was hat dir rückblickend während deiner Studienzeit an der BFH gefehlt?
Fachlich hat es an wenig gefehlt. Die Medizininformatik verändert sich so rasant von Jahr zu Jahr, dass es schwierig ist einen Studienplan auf die aktuellsten Rahmenbedingungen anzupassen. Dafür war das Studienangebot doch sehr breit gefächert und hat jeden Teil abgedeckt. Ich wünschte mir jedoch während der Studienzeit etwas mehr in die Krankenhäuser hineinzusehen. Es ist im Studium doch relativ abstrakt wie eine Radiologie im realen funktioniert, wie die Prozesse sich verhalten und wie die Systeme miteinander kommunizieren. Das ist in der Theorie zwar schön dargestellt, jedoch im echten Leben etwas völlig anderes.

Wie sieht deine aktuelle berufliche Tätigkeit aus?
Aktuell arbeite ich als Consultant und Teilprojektleiter bei der Meierhofer Schweiz AG. Wir entwickeln Klinikinformationssysteme für den Akut-, Reha- und Psychiatrie-Bereich und decken somit eine grosse Anzahl an Prozessen im Krankenhausumfeld digital ab. Der Alltag ist vielseitig. Termine und Absprachen mit dem Kunden sind wichtig, um genau herauszukristallisieren wie die Software am besten auf den Kunden abgestimmt werden soll. Dies geschieht in Workshops. Nebenbei entwickelt man Konzepte für die bevorstehenden Einführungen von Systemen in Krankenhäusern oder ist an Ausschreibungen oder Schulungen für die Key-User eines Krankenhauses beteiligt. 

Was fasziniert dich an deinem Beruf/deiner Tätigkeit?
Am meisten fasziniert mich die abwechslungsreiche Gestaltung des Tages. Klar gibt es vordefinierte Blocker, welche für ein bestimmtes Projekt vorgesehen sind. Aber schlussendlich geht es immer darum dem Kunden die bestmögliche Beratung und Umsetzung seines Projektes zu gewährleisten. Vor allem gefällt mir die herausfordernde Tätigkeit zwischen X Akteuren (Chirurgen, Pflegekräfte, QM-Angestellte, Controlling-Organe und viele mehr) im Krankenhaus zu vermitteln und für alle den besten gemeinsamen Nenner zu finden, um dies auf einem System effizient zu vereinen.

Du und Lea Meier erarbeiteten eure Bachelor-Thesis zum Thema «Berührungslose Dokumentation im Rettungswesen». Was sind die wichtigsten Erkenntnisse eurer Arbeit?
Es hat sich herauskristallisiert, dass eine rein digitale Dokumentation im Rettungswesen nicht bedeutet einen besseren Prozess abbilden zu können. Der Prozess wird im Rettungswesen durch die digitale Erfassung der Daten eher schwieriger. Darum haben wir eine Lösung gesucht genau diesen Aspekt zu vereinfachen und noch einen Schritt weiter zu gehen als eine rein auf einem Tablet funktionierende Dokumentation. Dafür haben wir eine Spracherkennungskomponente mit in das Konzept eingebaut, um Ereignisse direkt in dem Moment zu erfassen in dem sie entstehen.

Ihr habt den dritten Preis im Nachwuchswettbewerb «Bachelorarbeiten» an der DMEA* 2020 gewonnen. Was bedeutet dir diese Auszeichnung?
Für uns zeigt die Auszeichnung, dass wir mit unserer Idee auf dem richtigen Weg waren und den Nerv der Zeit getroffen haben. Aus unserer Sicht wird in eHealth sehr viel Wert auf klinische und postklinische Versorgung gelegt. Jedoch bleibt der präklinische Aspekt sehr oft auf der Strecke.

Bist du Mitglied in einer Alumni-Organisation? Was ist für dich ein Mehrwert der Alumni-Arbeit an Hochschulen?
Zur BFH Alumni Organisation beigetreten bin ich direkt nach meinem Bachelor Abschluss. Ich habe mir gedacht es wäre eine gute Option, um auch in Zukunft mit Personen aus der Studienzeit in Kontakt zu bleiben. Somit können die Kontakte, welche sich über die ganze Schweiz oder das Ausland verteilen trotzdem noch gewahrt werden.

Welchen Rat gibst du künftigen und aktuellen Studierenden mit auf den Weg?
Niemals eine Projektarbeit machen für die man sich nicht interessiert. Klar ist das nicht immer möglich aber das Resultat ist um ein x-faches besser, wenn man sich ein Thema für Projektarbeiten aussucht in dem man aufgeht. Ausserdem: Durchhaltevermögen. Ein Abschluss in der Medizininformatik öffnet dir die Türen in eine Branche, welche noch in den Kinderschuhen steckt. Am Ende wird die Disziplin belohnt.

Was machst du in deiner Freizeit?
In meiner Freizeit befasse ich mich gerne mit anderen Ländern. Vor allem Asien hat es mir angetan und habe da auch schon einen ziemlich grossen Teil der Länder bereisen können. Das geht soweit, dass ich mir rein aus Vergnügen begonnen habe Japanisch im Selbststudium beizubringen und unterdessen auch die Hilfe einer Lehrerin in Anspruch nehme. Ansonsten bin ich interessiert in Sport und Essen. Es gibt praktisch nichts, was ich nicht ausprobieren würde was das Essen angeht. Vielleicht entdeckt man so plötzlich mal sein absolutes Lieblingsessen ?.

 

*Die DMEA ist die grösste Medizininformatikmesse in Europa und wird jährlich in Berlin durchgeführt. 2019 zählte die DMEA rund 600 Ausstellende und 11'000 Besuchende aus 49 Ländern. Aufgrund der Corona-Situation wurde die DMEA dieses Jahr digital durchgeführt (16. bis 18. Juni 2020).

 

(Stand des Interviews: August 2020)