Die Feministin: Sandra Portmann

08.04.2019 Sandra Portmann hat an der BFH Soziale Arbeit studiert. Heute arbeitet sie als Sozialarbeiterin bei der Abteilung Soziales in Biel und ermutigt Studierende, zwischen «legal» und «legitim» zu unterscheiden.

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«Mir hat ein Auslandsaufenthalt in Berlin gezeigt, dass die Soziale Arbeit und ihr Auftrag ganz anders verstanden werden können», sagt Sandra Portmann.

Was haben Sie an der BFH studiert?

Ich habe meinen Master in Sozialer Arbeit 2018 abgeschlossen.

Was haben Sie aus dem Studium an der BFH mitgenommen?

Das Hinterfragen der Quellen und der Studienergebnisse sind zentral. Und: Kompetenz (Wissen, Können) und Macht müssen bei Sozialarbeiter*innen in einem ausgewogenen Verhältnis sein. Ausserdem hat mir ein Auslandsaufenthalt in Berlin gezeigt, dass die Soziale Arbeit und ihr Auftrag ganz anders verstanden werden können.

Was hat Ihnen rückblickend während Ihrer Studienzeit an der BFH gefehlt? 

Ich hätte gerne einen längeren, intensiveren Austausch mit den Mitstudierenden gepflegt. Oft hatten wir nur während einem Semester den gleichen Kurs.

Wie sieht Ihre aktuelle berufliche Tätigkeit aus? 

Ich arbeite als Sozialarbeiterin bei der Abteilung Soziales in Biel. Dabei unterstütze ich ein Team mit administrativen Fachkräften bei den Subsidiaritätsabklärungen. Ausserdem begleite ich einige Klient*innen an ihrem Arbeitsplatz im 2. Arbeitsmarkt und ich führe Gespräche im Rahmen eines neuen Präventionsangebotes.

Was fasziniert Sie an Ihrem Beruf im Bereich der Sozialen Arbeit?

Mich interessiert es, die unterschiedlichen Lebensrealitäten mit ihren Problemen und Werten/Normen kennenzulernen. Ausserdem versuche ich die Auseinandersetzung zwischen Politik, Recht und den unterschiedlichen Lebensrealitäten zu integrieren.

Meist sind es die «kleinen» Dinge. Wenn es gelingt, eine gute Zusammenarbeitsbasis mit den verschiedenen involvierten Personen aufzubauen, ist dies ein grosser Erfolg.

Sandra Portmann
Sandra Portmann Sozialarbeiterin

Was war auf Ihrer beruflichen Laufbahn Ihr prägendstes Ereignis?

Meist sind es die «kleinen» Dinge. Wenn es gelingt, eine gute Zusammenarbeitsbasis mit den verschiedenen involvierten Personen aufzubauen, ist dies ein grosser Erfolg.

Sind Sie Mitglied in einer Alumni-Organisation? Was ist für Sie ein Mehrwert der Alumni-Arbeit an Hochschulen?

Nein, aber ich habe es mir fest vorgenommen. Den Mehrwert sehe ich in den Gelegenheiten, ein berufliches Netzwerk aufzubauen und zu pflegen sowie interessante Input-Referate geboten zu bekommen.

Welchen Rat geben Sie künftigen und aktuellen Studierenden mit auf den Weg?

Die Unterscheidung zwischen «legal» und «legitim» ist elementar. Es gibt Gesetze, welche zwar durch demokratische Prozesse legitimiert sind, aber dennoch illegitim sind, weil beispielsweise gewisse Personengruppen prekarisiert oder ausschlossen werden. Abschreckend können hier die Kindswegnahmen und administrativen Verwahrungen von Fahrenden, «Arbeitsscheuen», Alkoholabhängigen oder «liederlichen» Frauen aufgezählt werden, bei welchen die Fürsorgebehörden als Vorläufer der Sozialen Arbeit entscheidend mitgewirkt haben.

Oder aktueller: Wenn – beispielsweise aus Deutschland – bereits bekannt ist, dass die Ernährung der Kinder aus armutsbetroffenen Familien so schlecht ist, dass spätere gesundheitliche Störungen zu erwarten sind, frage ich mich, ob weitere Kürzungen in der Sozialhilfe noch legitim sind.

Was machen Sie in Ihrer Freizeit? 

Wandern, kochen, lesen. Und ich mache als Feministin meine Umwelt auf strukturelle, geschlechterbezogene Ungerechtigkeiten aufmerksam.