Die letzte Fotoretuscheurin: Nadine Reding

06.09.2021 BFH-Alumna Nadine Reding studierte an der BFH Konservierung und Restauration. Da das Studium zu dem Zeitpunkt noch im Aufbau war, bildete sie sich in den Semesterferien selbstständig im Ausland weiter.

Porträt Nadine Reding
«Ich habe gelernt, dass man, wenn man etwas wirklich will, es auch schaffen kann», sagt Nadine Reding.

Was haben Sie an der BFH studiert? Wann haben Sie Ihr Studium abgeschlossen?

Konservierung und Restaurierung, die Fachrichtung Grafik, Schriftgut und Fotografie. Ich habe mein Studium 2003 abgeschlossen.

Was haben Sie aus dem Studium an der BFH mitgenommen?

Ich habe gelernt, dass man, wenn man etwas wirklich will, es auch schaffen kann. Da ich als letzte Fotoretuscheurin der Schweiz bereits vier Jahre mit Fotografien gearbeitet hatte, war mir von Anfang an klar, dass mein Weg mit der Fotografie weitergeht. Die Fachrichtung war damals noch in den Kinderschuhen, sodass ich mich während nahezu sämtlichen Semesterferien im Ausland weiterbildete.

Was hat Ihnen rückblickend während Ihrer Studienzeit an der BFH gefehlt?

Mein Wissensdrang und meine Entschlossenheit zur Fotorestauratorin wurden nicht unterstützt. Eine Wissensvermittlung zugunsten der Studierenden fehlte.

Sie haben das Atelier Reding gegründet, was hat Sie dazu bewogen? War es schon immer Ihr Ziel, ein eigens Atelier für Konservierung und Restaurierung zu haben?

Nach Abschluss des Studiums gab es damals noch keine Anstellungsmöglichkeiten, daher war die einzige Möglichkeit den Beruf auszuüben, mich selbstständig zu machen.

Das eigene Atelier bietet einige Vorzüge: Ich arbeite direkt mit Kund*innenen, sehe die verschiedensten Schadensfälle und Problematiken – das alles fliesst in meinen Erfahrungsschatz, den ich den Kund*innen weitergeben kann.

Nadine Reding
Nadine Reding Fotorestauratorin

Führen Sie nur noch Aufträge für das Atelier Reding aus oder arbeiten Sie auch weiterhin noch in Institutionen? Was gefällt Ihnen daran, selbstständig/teilselbstständig zu sein?

Aktuell arbeite ich nur noch für das Atelier Reding, im Auftrag jedoch bin ich weiterhin für Institutionen tätig. Voll selbstständig zu sein, ist mit finanziellen Risiken verbunden. Das eigene Atelier bietet einige Vorzüge: Ich arbeite direkt mit Kund*innenen, sehe die verschiedensten Schadensfälle und Problematiken – das alles fliesst in meinen Erfahrungsschatz, den ich den Kund*innen weitergeben kann. Und es erwarten mich dauernd neue Herausforderungen in den verschiedensten Bereichen rund um die Restaurierung und Konservierung von fotografischen Materialien.

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?

Bin ich im Atelier beginnt der Tag immer mit einem Kaffee, danach kurzer Check am Computer und dann werden Aufträge bearbeitet. Meistens stelle ich anfangs Woche frischen Weizenstärkekleister her. Oft bin ich auch extern unterwegs und berate Kunden oder restauriere vor Ort, dies vor allem bei grossformatigen Objekten. Ende Woche aktualisiere ich die Buchhaltung und reinige das Atelier. Das Wunderbare an meinem Beruf ist die Diversität auch im Alltag.

Was fasziniert Sie an Ihrem Beruf? 

Die Fotografie fasziniert mich seit jeher, vor allem ihre Vielfalt der Materialität und deren verschiedene Problematiken mit dem Zerfallsprozess. Ich bearbeite Einzelaufträge, ebenso aber auch Massen an fotografischen Materialien. Ich muss mich stets mit neuen Problematiken befassen.

Die Fotografie fasziniert mich seit jeher, vor allem ihre Vielfalt der Materialität und deren verschiedene Problematiken mit dem Zerfallsprozess.

Nadine Reding
Nadine Reding Fotorestauratorin

Was war Ihr bisher prägendstes Erlebnis in Ihrer beruflichen Laufbahn?

Ein prägendes Erlebnis war, als ich einen Kunden bat, mir ein Foto zu schicken und er mir daraufhin die Originalfotografie (Wert im fünfstelligen Bereich) per Post zukommen liess. Der Postbote legte das Paket einfach vor die Türe. In meiner nahezu 20-jährigen Berufserfahrung gab es so manche Erlebnisse, die mich schmunzeln oder staunen liessen.

Welchen Rat geben Sie künftigen und aktuellen Studierenden mit auf den Weg?

Seid selbstkritisch, versucht soviel Praxiserfahrung wie möglich zu erwerben, seid stets offen für neue Entwicklungen und schafft euch ein gutes Netzwerk.

Was machen Sie in Ihrer Freizeit?

Ich mag sehr gerne Menschen; bin mit meiner Familie unterwegs, pflege Freundschaften, lebe meine Kreativität beim Kochen und anschliessendem Geniessen aus, pflege meinen Garten, besuche Museen, wandere und reise. Regelmässig arbeite ich in meiner Freizeit und stelle jedes Mal fest, dass ich für mich den schönsten Beruf ausüben kann.