Der Fahrrad-Liebhaber: Alberto Fernandez | Alumni BFH

04.04.2021 Der BFH-Alumnus Alberto Fernandez findet Schweizer Velos zu langweilig. Deshalb gründete er erfolgreich das Unternehmen «DesignYourBike». Heute gibt er sein Wissen als Dozent an der BFH weiter.

Porträt Alberto Fernandez
«Es war eine strenge, aber unglaublich schöne Zeit», sagt Alberto Fernandez über das Studium.

Was haben Sie an der BFH studiert? Wann haben Sie Ihr Studium abgeschlossen?

Ich habe einen Bachelor of Business Administration (BBA) Marketing & Strategy 2008 abgeschlossen.

Was haben Sie aus dem Studium an der BFH mitgenommen?

Nebst vielen Freundschaften viel methodisches und ein sehr breites betriebswirtschaftliches Wissen, das ich heute anwenden und vertiefen kann. Es war eine strenge, aber unglaublich schöne Zeit!

Was hat Ihnen rückblickend während der Studienzeit an der BFH gefehlt?


Noch mehr Praxisorientierung. Rückblickend waren die vielen betriebswirtschaftlichen Fallstudien und kurzen Praxisarbeiten zwar spannend und lehrreich, aber sie bildeten immer nur die sprichwörtliche Spitze des Eisbergs ab (Kennzahlen, Ergebnisse …).

Spannend und im Alltag meist wichtiger sind die Treiber dieser Ergebnisse. Sprich: der unternehmerische Alltag. Wie gehe ich mit Menschen um, wie gründe ich (ganz real) eine Unternehmung, wie überzeuge ich Kapitalgeber, wie mache ich mit minimalem Budget Werbung, wie finde ich Lieferanten, Kunden, etc.

Also Dinge, für die es sicher viele spannende und lehrreiche Konzepte gibt, die man jedoch selbst erleben muss. Mein Vorgesetzter an der BFH, Lorenz Probst, vergleicht das mit Skifahren. Ich kann zwar theoretisch erklären wie man Ski fährt, aber letztlich muss man es einfach tun!

In der Schweiz sind die meisten Velos zwar technisch hervorragend, aber langweilig.

Alberto Fernandez
Alberto Fernandez Start-up-Gründer

Sie haben das Start-up «DesignYourBike» gegründet – Wie ist die Idee entstanden?

Im Amsterdam ist mir eingefahren, wie glücklich die Menschen auf ihren alten, heruntergekommenen, aber sehr individuellen Velos wirkten. Dieses Glücksgefühl wollte ich in die Schweiz bringen. Denn hier sind die meisten Velos zwar technisch hervorragend, aber langweilig.

Mein Ziel war es, dank individueller Bikes mehr Leute aufs Fahrrad zu bewegen. Das Velo ist weit mehr als ein Transportmittel. Mit ihm verbinden wir Kindheitserinnerungen, Werte wie Freiheit und Unabhängigkeit. Es kann ein Sehnsuchtsobjekt und Ausdruck der eigenen Persönlichkeit sein. Das fasziniert mich.

Wie hat sich «DesignYourBike» bisher entwickelt?

DesignYourBike ist das «MyMüesli» für Velos. Mit unserem Onlinekonfigurator oder in den Stores in Bern und Berlin können sich unsere Kund*innen ihr individuelles, stylisches Velo zusammenstellen und bestellen. Das Beste daran: Jeder einzelne Flitzer wird von uns in der Schweiz beziehungsweise in Deutschland von Hand gebaut und lackiert.

Die ersten Jahre haben wir im 3. UG eines alten Industriegebäudes verbracht. Da war es zwar kalt und wir hatten kein fliessendes Wasser, aber dafür war es günstig und es gab genügend Platz. Die Stores in Bern und Berlin kamen später dazu, 2017 resp. 2018.

Wir konnten bisher jedes Jahr unseren Absatz verdoppeln. Ein weiterer grosser Schritt war, dass wir 2019 zwei tolle Investoren an Bord holen und von unserer Geschäftsidee überzeugen konnten. Einerseits ist das der extrem erfahrene Jürg Schwarzenbach und der Zalando CFO David Schröder.

Mein Ziel war es, dank individueller Bikes mehr Leute aufs Fahrrad zu bewegen.

Alberto Fernandez
Alberto Fernandez Start-up-Gründer

Was fasziniert Sie an Ihrem Beruf?

Der Austausch mit verschiedensten Menschen, die ich so in meiner gesellschaftlichen Bubble sonst nie kennengelernt hätte. Zudem: Alles, was ich tue, hat unmittelbare Auswirkungen auf das Unternehmen. Diese Unmittelbarkeit ist sehr berauschend und sinnstiftend.
Aus ähnlichen Gründen liebe ich meinen Job an der BFH, wo ich in einem kleinen Pensum betriebswirtschaftliche Fächer unterrichte. Die Lernziele sind zwar gegeben, aber der Weg dorthin ist weitgehend offen. Zusätzlich lerne ich durchs Unterrichten selber sehr viel, das mir auch im unternehmerischen Alltag hilft und umgekehrt!

War der Weg in die Selbstständigkeit schon immer Ihr Ziel?

Nicht immer bewusst, aber dieser Wunsch hat immer in mir drin geschlummert.

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?

Ich habe keinen geregelten Alltag. Gerade in den letzten Monaten laufen viele Projekte parallel.

Welchen Rat geben Sie künftigen und aktuellen Studierenden mit auf den Weg?

Ich halte mich mit Ratschlägen sehr zurück, da jedes Unternehmen anders ist und jede*r Unternehmer*in sowieso! Für uns sind ein paar der grössten Learnings: Hör auf, alles perfekt machen zu wollen. Sei mutig, und probiere Dinge aus. Viele Probleme lösen sich mit der Zeit von selbst. Höre viel mehr auf dein Bauchgefühl ‒ es liegt erstaunlich oft richtig.

Was machen Sie in Ihrer Freizeit?

Neben meiner Selbstständigkeit, Lehrtätigkeit an der BFH und meiner Familie bleibt die Freizeit gerade ziemlich auf der Strecke. Ich muss noch stark an meinem Zeitmanagement und Prioritäten arbeiten. Ich spiele jedoch sehr gerne Paddle-Tennis und fahre Fahrrad.