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Migrantinnen und Pflege zusammengebracht

13.05.2025 Ukrainerinnen lernen die Arbeit in einer Altersinstitution kennen. Organisiert hat den Schnuppertag eine Studentin der BFH – im Rahmen des Certificate of Engagement in Sustainability (CES).

Das Wichtigste in Kürze

  • Drei Ukrainerinnen erhielten dank eines Schnuppertags Einblick in die Pflege und erste Jobchancen.

  • BFH-Studentin Choshiman Taib organisierte das Projekt im Rahmen des «Certificate of Engagement in Sustainability».

  • Ihr Ziel war es, Integration zu fördern und gleichzeitig dem Fachkräftemangel im Pflegebereich entgegenzuwirken.

Im Pflegebereich werden Fachkräfte händeringend gesucht. Gleichzeitig tun sich Geflüchtete schwer mit der Integration in den Arbeitsmarkt. Warum also nicht zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen? Dies dachte sich Choshiman Taib während ihres Studiums der International Business Administration und zögerte nicht lange. Ihre Idee: Durch einen Schnuppertag in einer Altersinstitution sollten arbeitssuchende Migrant*innen Einblick in die Pflege gewinnen. Und im Idealfall anschliessend ein Praktikum und den SRK-Pflegehelferlehrgang absolvieren. 

Vier Frauen stehen in einer Pflegeeinrichtung nebeneinander im Flur und lachen in die Kamera
Choshiman Taib (2. v.l.) mit den ukrainischen Teilnehmerinnen.

Die Integration erleichtern

«Ich bin Mitglied im Leitungsteam des Jugendrotkreuz Kanton Bern», erklärt Choshi, wie Choshiman auch kurz genannt wird. «Unter dem Titel ‹How to Bern› wollen wir vor allem auch jungen Migrant*innen die Integration erleichtern. Der Schnuppertag ist eines dieser Angebote».

Ein neues Kapitel in meinem Leben beginnt!

  • Olha Teilnehmerin am Schnuppertag

Vor ihrem Studium an der BFH hatte Choshi die Ausbildung zur Fachfrau Gesundheit absolviert, der Pflegebereich lag ihr also nahe. Und mit dem Diaconis-Altersheim Oranienburg fand sie eine Partnerinstitution, die sie bereits aus temporären Arbeitseinsätzen kannte. Auch Choshis Kenntnisse aus dem Studium flossen ein: Der Schnuppertag war das Zertifikatsprojekt für ihr Certificate of Engagement in Sustainability (siehe Infobox).

Certificate of Engagement in Sustainability

Das «Certificate of Engagement in Sustainability» besteht aus einem curricularen (Wissen & Fertigkeiten) und einem extracurricularen Teil (Engagement).

Im ersten Teil erwerben die Studierenden Grundlagenwissen, Bewusstsein und grundlegende Kompetenzen für Ziele und Inhalte der nachhaltigen Entwicklung z. B. im Rahmen von interdisziplinären Modulen zu Themen wie den Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDG). Bachelor- und Masterstudierende erweitern ihr Wissen zu nachhaltiger Entwicklung und setzen sich kritisch mit den grossen gesellschaftlichen und globalen Herausforderungen unserer Zeit auseinander.

Im Teil Engagement setzen die Studierenden ein Zertifikatsprojekt um, das sich mit einer überfachlichen Problemstellung mit klarem Nachhaltigkeitsbezug befasst. Dabei werden sie durch Coachings begleitet. 

Externe Organisationen können der BFH Projektideen mit Nachhaltigkeitsbezug einreichen (marlies.dick@bfh.ch). Geeignete Vorhaben werden als CES-Projekte ausgeschrieben und ermöglichen Studierenden eine praxisnahe Gelegenheit, sich für eine nachhaltige Entwicklung zu engagieren. 

Neue Fachkräfte für die Pflege

Drei Ukrainerinnen traten schlussendlich Ende Januar zum Schnuppern im Altersheim an. Olha lebt seit Juni 2004 mit ihrer Familie in Bern. Vor dem Schnuppertag hatte sie keinerlei Erfahrungen in der Pflege. «Die Arbeit mit Kindern und Menschen allgemein bereitet mir Freude», berichtet die dreifache Mutter, die in der Ukraine als Lehrerin arbeitete. «Wenn ich hier in der Schweiz älteren Menschen nützlich sein kann, warum es dann nicht versuchen?» schilderte sie ihre Motivation. Mit Erfolg: Nach dem Schnuppertag wurde ihr ein Praktikum in der Pflege angeboten. «Ein neues Kapitel in meinem Leben beginnt», freut sich Olha. 

Das Projekt ermöglichte es mir, Kenntnisse aus dem Studium anzuwenden und einen Beitrag zu einer nachhaltigeren und inklusiveren Gesellschaft zu leisten.

  • Choshiman Taib ehem. BFH-Studierende und Initiantin des Schnuppertags

Theorie und Praxis verbunden

«In meinem Studium war ich immer wieder mit Themen wie Kommunikation, kultureller Diversität und sozialer Verantwortung konfrontiert», erinnert sich Choshi, die in der Zwischenzeit ihr Studium abgeschlossen hat und als Controllerin arbeitet. «Das hat mein Verständnis für die Bedeutung von Inklusion im Arbeitsmarkt und deren Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaft geschärft. Das Projekt ermöglichte es mir, meine Kenntnisse aus dem Studium praktisch anzuwenden und gleichzeitig einen konkreten Beitrag zu einer nachhaltigeren und inklusiveren Gesellschaft zu leisten.»

Engagement für Nachhaltigkeit

Damit liegt Choshi ganz auf der Linie der BFH, die als engagierte Hochschule Verantwortung für den Wandel zu einer nachhaltigen Gesellschaft übernehmen will – ökologisch, sozial und ökonomisch. «Wir fördern gezielt das Engagement unserer Student*innen in diesem Bereichen», erklärt Manuel Fischer, Leiter des strategischen Themenfelds nachhaltige Entwicklung an der BFH. «Gemeinsam mit den anderen Berner Hochschulen betreiben wir die Plattform Students4 Sustainability zur Vernetzung und Förderung von studentischen Nachhaltigkeitsprojekten. Und das «Certificate of Engagement in Sustainability» bietet Student*innen die Möglichkeit, nachhaltigkeitsrelevante Kompetenzen gezielt auszubauen und individuelles gesellschaftliches Engagement auszeichnen zu lassen.»

Weitere Schnuppertage geplant

Das Zertifikat hat nun auch Choshiman Taib in der Tasche. Wichtig ist ihr aber vor allem eins: «Es freut mich sehr, dass wir den Teilnehmerinnen neue berufliche Perspektiven eröffnen konnten.» Sie plant schon für den nächsten Schnuppertag: «Beim nächsten Mal möchte ich ein grösseres Unternehmen anfragen, das genügend Platz für eine grössere Gruppe von Teilnehmenden bietet und mehrere Berufsfelder gleichzeitig vorstellt, zum Beispiel im Detailhandel». 

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