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Lawine in Zeitlupe: Megatrends und Gegentrends
13.06.2025 Roger Spindler, Experte für Berufsbildung und Referent des Zukunftsinstituts, gibt am 25. August 2025 am ersten Tag der Themenfelder an der BFH Einblicke, wie Megatrends die Zukunft der Bildung prägen können.
Das Wichtigste in Kürze
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Megatrends helfen bei der strategischen Orientierung in der Bildung.
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Sie wirken langfristig und zeigen, welche Entwicklungen wirklich relevant sind.
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Gegentrends sind genauso wichtig wie Trends und führen gemeinsam zu neuen Lösungen.
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Die Vielfalt der Lernenden verlangt flexible und individuelle Bildungswege.
Manchmal hilft es einen Schritt zurückzutreten, etwas Distanz zu gewinnen und eine neue Perspektive einzunehmen. Das beschreibt im Kern, was Roger Spindler mit seiner Arbeit zu Megatrends im Bildungswesen anstrebt. «Megatrends sind eine Orientierungshilfe», erklärt er. Als Direktor der Schule für Gestaltung Bern und Biel und Referent für das Zukunftsinstituts kann er aus dem Vollen schöpfen.
Megatrends beeinflussen Gesellschaft, Ökonomie und Politik; wirken über mehrere Jahrzehnte; sind global, komplex aber nicht kompliziert.
Einerseits hat er an der Entwicklung der Anfang 2025 neu aufgelegten Megatrend-Map des Zukunftsinstituts mitgearbeitet. Sein Fokus sind dabei die Megatrends Wissenskultur, Konnektivität und Globalisierung. Andererseits kennt er die Situation am Schweizer Bildungsmarkt aus erster Hand.
Zwischen Megatrends…
Doch wie genau helfen Megatrends einer Hochschule bei der Orientierung? «Megatrends sind Lawinen in Zeitlupe», erklärt Roger Spindler, «sie beeinflussen Gesellschaft, Ökonomie und Politik; wirken über mehrere Jahrzehnte; sind global, komplex aber nicht kompliziert.» Bei der Arbeit mit Megatrends zeigt sich, ob es sich bei einer Entwicklung um einen kurzfristigen Hype handelt oder um einen längerfristigen Trend, auf den strategische Entscheide abgestützt werden können. Gleichzeitig hilft die Arbeit mit Megatrends blinde Flecken zu vermeiden.

Diese Arbeit ist allerdings nicht immer ganz einfach, gibt Spindler offen zu: «Es braucht Neugier und die Bereitschaft Bestehendes zu hinterfragen.» Dass sich die Auseinandersetzung mit den längerfristigen Entwicklungen im Bildungswesen durchaus lohnt, ist für Spindler klar, denn: «Bildung verändert sich im Moment einmal mehr massiv.»
…und Bildungslandschaft
«Es wird immer schwieriger zu verstehen, woher die Menschen kommen», sagt Spindler über heutige Lernende, Studierende und Schüler*innen. Man sehe hier eine grosse, aber nur mit dem Blick auf die langfristige Zeitachse erkennbare Entwicklung: Vor 125 Jahren stammten Schüler*innen aus Grossfamilien, in den 60er-Jahren kamen sie meistens aus Kleinfamilien, ab dem Jahr 2000 dominierte die Multi-Familie und heute wachsen Menschen in einer superdiversen Gesellschaft auf, bevor sie ans Bildungswesen gelangen. Wir sehen einen Megatrend der zunehmenden Individualisierung und Diversität.
Bildung verändert sich im Moment einmal mehr massiv.
Dieser Megatrend hat sehr direkte Auswirkungen auf die Klassenzimmer, Hörsäle und Zoom-Sessions im aktuellen Bildungsbetrieb. Roger Spindler ist sich sicher: «Gewollt ist nicht nur Bildung von der Stange.» Studierende wollen Auswahl, ist der Experte überzeugt. Müssen Bildungsinstitutionen also noch stärker weg von standardisierten Bildungswegen und hin zu frei konfigurierbaren Lernmenüs? Roger Spindlers Antwort lautet: «Sowohl als auch».
Sowohl als auch
Er erklärt: «Jeder Trend hat einen Gegentrend.» Das gedruckte Lehrmittel in Schweden als Gegentrend zur Zoomkonferenz. Die Analogfotografie und die Schallplatte als Gegentrends zu Smartphone-Schnappschüssen und Streaming Services. Je virtueller die Gesellschaft wird, desto wichtiger wird das Analoge.
Tag der Themenfelder
Am 25. August 2025 findet der erste Tag der Themenfelder an der BFH statt. Auf die Teilnehmenden wartet ein spannender Tag voller Inputs, Austausch, Weiterentwicklung sowie Zusammenarbeit – übergreifend über alle drei strategischen Themenfelder: Nachhaltige Entwicklung, Caring Society und Humane Digitale Transformation.
Keynote Speaker Roger Spindler betrachtet Bildung im Kontext der Megatrends Wissenskultur, Konnektivität und Globalisierung und beleuchtet die Rolle der Bildung für Wirtschaft sowie Arbeits- welt- und Medienwandel.
Es handelt sich um einen BFH-internen Anlass. Weitere Informationen zum Event und Anmeldemöglichkeiten finden BFH-Mitarbeitende im Intranet.
Dabei gehe es nicht darum zwischen den Trends zu entscheiden, sondern dort hinzuschauen, wo sie sich überlappen. Hier liegt wohl die Krux der Trendanalyse. «Trend und Gegentrend ergeben eine Zukunftssynthese», fasst Spindler zusammen. Beispiele dafür seien die Glokalisierung, wo Dialekt und Englisch nebeneinander bestehen; die Post-Individualisierung, wo Ich und Wir parallel existieren; oder der Retro-Trend, wo Jetzt und Damals zusammengeführt wird. Die Trendanalyse scheint also Bildungsinstitutionen eine durchaus salomonische Handlungsweise nahezulegen: Tue sowohl als auch.
Megatrends und Themenfelder
Die Megatrends des Zukunftsinstituts und die strategischen Themenfelder der BFH unterscheiden sich in ihrer Funktion und in ihren Namen: Hier heisst es «Nachhaltige Entwicklung» dort «Öko-Intelligenz», hier «Humane Digitale Transformation» dort «Konnektivität», hier «Caring Society» dort «demografischer Wandel». Sowohl beim Zukunftsinstitut als auch bei der BFH wird es gerade dort spannend, wo Megatrends – oder Themenfelder – sich überlappen, wo also eine Synthese erfolgt.
Ob im Umgang mit der zunehmenden Diversität der Studierenden oder bei der Suche nach Synthesen, der interdisziplinären Zusammenarbeit: Roger Spindler wird uns am Tag der Themenfelder sicher spannende Inputs dazu geben, wie die BFH Megatrends nutzen kann.