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HKB-Studentin Ilona Perger befragt
17.04.2025 Ilona Perger studiert an der HKB im Master Composition – Creative Practice. Davor war sie an der Universität der Künste UdK Berlin. Sie spricht unter anderem über ihre Beweggründe für den Wechsel an die HKB.

Wir treffen uns in den Räumlichkeiten der HKB-Musik an der Papiermühlestrasse in Bern und sprechen mit Ilona Perger in einem Übungsraum für Studierende. Danach führt sie uns auch in einen Perkussionsraum, wo sie gemeinsam mit Zoi Argyriou, einer Mitstudentin, eine Marimba zerlegt und ohne Resonanzröhren wieder zusammenbaut. Der Klang des Instruments soll nämlich für ein neues Stück besonders leise sein.
Dein Musikstudium ist ein Zweitstudium. Wie kam es dazu und wann hast du angefangen, Musik zu komponieren?
Ich glaube, Musik und Kunst generell waren immer schon ein wichtiger Teil in meinem Leben und ich bin überzeugt, dass die Umwege, die ich bis hierher genommen habe, wichtig waren, um zu realisieren, dass das genau das ist, was ich machen möchte.
Ich glaube, Komposition wurde in meinem Bachelorstudium für Klavierpädagogik sehr relevant, als ich selbst viel neue Musik gespielt habe und viel im Kontakt war mit der Kompositionsabteilung an der Universität der Künste UdK Berlin. Ein Schlüsselmoment war für mich, als ich verstanden habe, dass Komposition wie freie Kunst ist – nur mit Klang. Dass man sehr frei ist in dem, was man macht, und man sich dabei wirklich ausdrücken kann.
Du hast dann entschieden, nach Bern und an die HKB zu kommen. Wie kam es dazu?
Der grosse Anreiz, nach Bern zu kommen, war für mich definitiv die HKB. Ich hatte schon von Mitstudierenden viel über diese Hochschule mit ihrer Offenheit im Kompositionsbegriff gehört und dass man hier nicht in eine Box passen müsse, sich stattdessen wirklich selbst verwirklichen dürfe und Unterstützung erhalte bei dem, was man machen will. Natürlich spielten auch die Lehrpersonen für Komposition an der HKB eine grosse Rolle. Und ja, am Ende war es die richtige Entscheidung für mich, nach Bern und an die HKB zu kommen.
«Ein Schlüsselmoment war für mich, als ich verstanden habe, dass Komposition wie freie Kunst ist – nur mit Klang.»
Nun kann man an der HKB in zwei Vertiefungen Komposition studieren. War diese Entscheidung für dich eher schwierig oder eher einfach?
Die Wahl, Composition – Creative Practice zu studieren und nicht Composition –Contemporary Jazz, war sehr klar für mich, da ich durch mein Bachelorstudium in der im klassischen Klavier von vornherein in der zeitgenössischen klassischen Komposition und Musik unterwegs war.
Für Laien mag dieses Kreative sehr experimentell klingen. Wo und wie wird diese Musik eingesetzt?
In meinen Kompositionen spielen auf jeden Fall der Klang eine sehr wichtige Rolle, auch wenn mittlerweile der Kompositionsbegriff sehr weit gefasst wird. Es wird in allen verschiedenen Dimensionen gedacht: seien es Bewegungen, Rhythmus, Licht, Video, Medien… Es gibt bestimmt Stücke, die man sehen muss und wo ohne Bild etwas verloren geht, aber ich würde schon sagen, dass in meiner Komposition der Klang an erster Stelle steht.
Wie gestaltet sich dein letztes Studienjahr? Und wie sieht so eine Abschlussprüfung aus?
Man macht sich bestimmt Gedanken über seine Abschlussprüfung. Der Master ist eine kurze Zeit und es geht sehr schnell vorüber. Das Masterprojekt sollte im besten Fall ein Projekt sein, was einem wirklich am Herzen liegt. Man hat sehr viele Freiheiten, sich da zu verwirklichen. Wie mein Masterprojekt aussieht? Ich habe eine Idee, aber es ist noch ein bisschen zu früh, darüber zu sprechen.

Hat man eine schriftliche Prüfung und eine Komposition, die man live performt, oder wie gestaltet sich das rein technisch gesehen?
Das Abschlussrezital bei uns in Creative Practice besteht aus einer Abschlussarbeit, also einer Masterarbeit, wie man sie kennt, in Kombination mit einem abschliessenden Master-Rezital, das zwischen 40 und 60 Minuten dauern kann und das kann sehr frei sein. Das kann eine Klanginstallation sein, es kann ein traditionelles Ensemblestück sein. Es kann auch eine kollaborative Arbeit sein, was bei uns im Studiengang sehr gefördert wird. Es ist auf jeden Fall möglich und auch gewünscht, dass man sich gegenseitig hilft, dass man gemeinsam performt. Das macht auch den Reiz des Studiums aus, dass dieser Austausch zwischen Komponist*innen und Performer*innen sehr gefördert wird und die Grenzen zwischen Performance und Komposition aufgelöst werden.
Wie siehst du deine Zukunft nach dem Studium? Hast du dir schon Gedanken dazu gemacht, wie du dein Leben finanzieren kannst?
Wie es nach meinem Studium weitergeht, ist sehr offen. Ich glaube, dass es heutzutage gut ist, mehrere Standbeine zu haben, die man verfolgt und sich auch finanziell absichern kann. Ich bin auf jeden Fall offen für alle möglichen Projekte. Mit meinem beruflichen Hintergrund glaube ich auch, dass ich da etwas für mich finden werde, das passt.
Du hast auch Erfahrung im Bereich des Performance Theater gemacht. Wie kam es dazu und was hat dir besonders gefallen daran?
Ja, meine Erfahrung als Schauspielerin in diesem Bereich war sehr prägend für mich, da ist für mich eine neue Realität geöffnet hat, die ich davor nicht kannte. Es gab eine Realitätsverschiebung, die ich erfahren habe als Performerin in Interaktion mit dem Publikum und habe auch gesehen, welche Potenziale sich dadurch im Bereich des Musiktheaters auftun. Ich denke auf jeden Fall noch viel darüber nach beziehungsweise reflektiere ich das auch auf meine eigene Praxis bis heute.
Was gefällt dir an der HKB besonders?
Ich habe das Gefühl, dass Individualität sehr wichtig ist und wirklich jede einzelne Person so wie sie ist, gefördert wird auf ihrem künstlerischen Weg. Das hilft mir sehr, authentisch und ich selbst zu sein in meiner Musik und ich glaube, das ist auch der Weg, den ich weitergehen will.