Thema: Trockene Sommer – Forschung wirkt

30.06.2025 Seit Tagen hat die Sommerhitze die Schweiz im Griff. Die Böden sind vielerorts bereits sehr trocken, Wasser kann knapp werden. In der Landwirtschaft müssen Kulturen bewässert werden, in den Wäldern steigt die Gefahr von Bränden. Steinschlag kann drohen, die Städte heizen sich zunehmend auf. Forschende der BFH entwickeln konkrete Lösungen, um den Auswirkungen von Hitze und Trockenheit zu begegnen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Seit Tagen hält die Sommerhitze an.

  • Das Wasser fehlt in Landwirtschaft und Wald. Die Städte werden zu Hitzefallen.

  • Die BFH-HAFL forscht zu besseren Wasserspeicherung des Bodens, zu smarten Bewässerungstechniken, robusteren Sorten oder Begrünung in Städten und Siedlungen.

Neue Lösungen für die Landwirtschaft

Bleibt es länger trocken, braucht die Landwirtschaft zusätzliches Wasser – insbesondere für den Anbau von Gemüse und Obst. Etwa 20 Prozent des gesamten Wasserverbrauchs in der Schweiz entfallen auf die Landwirtschaft. Gemäss Bundesamt für Statistik wird rund die Hälfte davon für die Bewässerung eingesetzt. «Im Ackerbau ist die Bewässerung vor allem bei Kartoffeln wichtig», sagt Andreas Keiser, Dozent für Ackerbau und Pflanzenzüchtung an der BFH-HAFL. Würde man in trockenen Phasen nicht bewässern, wären die Ertragseinbussen zu gross und nicht im Sinne der Ressourceneffizienz, so Keiser. Denn: Die Landwirtinnen und Landwirte haben zu diesem Zeitpunkt bereits viel in ihre Kulturen investiert.

Eine Antwort auf die zunehmende Wasserknappheit soll das Forum «Nachhaltiges Wassermanagement», das die BFH-HAFL zusammen mit Agridea ins Leben gerufen hat, bieten. Hier werden Lösungen für die nachhaltige Wassernutzung entwickelt. Ganz konkret helfen bereits heute Bodensonden Landwirtinnen und Landwirten dabei, den optimalen Zeitpunkt für die Bewässerung zu bestimmen. Denn: Oft kann mit der Bewässerung länger zugewartet werden als gedacht. Ein weiterer Lösungsansatz für die Landwirtschaft sind robustere Sorten und Kulturen. Auch eine schonende Bodenbearbeitung und eine gute Bodenbedeckung, wie Strohmulch bei den Kartoffeln, helfen, damit Wasser besser in den Boden eindringen kann.

Kontakt für Medien

BFH Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften

BFH Architektur, Holz und Bau

Zukünftige Wälder durchmischen, Steinschlag berechnen

Eine gute Durchwurzelung des Bodens ist entscheidend, um Wasser zu speichern. Besonders gute Reservoire für Regenwasser sind unsere Wälder. Aber auch sie leiden zunehmend unter der Hitze. Wird ihre Fähigkeit, Wasser zurückzuhalten, gemindert, nehmen Naturgefahren wie Waldbrände, Steinschlag oder Erosionen zu.

Bisher war die Fichte für die Schweizer Holzproduktion zentral. «Mit der Trockenheit wird sie jedoch anfällig für den Befall durch Borkenkäfer», erklärt Jean-Jacques Thormann, Dozent für Gebirgswald und Standortskunde an der BFH-HAFL. Darum werden künftig vermehrt Eichen gepflanzt, die besser mit Trockenheit zurechtkommen. Experten und Expertinnen der BFH-HAFL erforschen zudem, wie die Durchmischung der Baumarten gefördert werden können, um die Resilienz der Wälder langfristig zu stärken. Ein weiteres innovatives Projekt im Bereich Waldschutz ist die Entwicklung einer Webapp, die Forstleuten hilft, nach einem Waldbrand schnell und fundiert zu entscheiden, welche Massnahmen zur Wiederherstellung der Schutzwirkung notwendig sind. Mit einem KI-gestützten Vorhersagemodell sollen in einem weiteren Projekt die Reichweite von Felsstürzen präziser modelliert werden; ein hochaktuelles Thema angesichts zunehmender Naturgefahren durch den Klimawandel – unter anderen durch heissere Sommer.

Innovative Ideen für Städte und Siedlungen

Die steigenden und langanhaltenden hohen Temperaturen belasten auch städtische Gebiete. Aufgrund versiegelter Flächen staut sich da die Wärme besonders stark. Um das Klima in Städten erträglicher zu machen, werden innovative Lösungen entwickelt. Etwa mit dem Projekt «Mobile Urban Green», eine Zusammenarbeit der BFH-HAFL, der BFH-AHB Architektur, Holz und Bau und der Bauer Baumschulen AG. Die mobile Begrünung spendet Schatten in städtischen Zonen. «Der Verdunstungseffekt der Blätter bringt zusätzliche Abkühlung», so Luuk Dorren, Professor für Naturgefahren und Risikomanagement an der BFH-HAFL.

An der BFH-AHB wird zudem erforscht, wie man Gebäude nachhaltig kühlen kann – etwa mit Verdunstung von Regenwasser, bepflanzten Fassaden und grünen Dächern. Solche Massnahmen allein reichen aber nicht aus. Moderne Städte müssen künftig so geplant werden, dass das Regenwasser im Boden versickern kann und darin gespeichert wird, wie es etwa das Konzept der Schwammstadt vorsieht. Wenn Grünflächen zudem miteinander verbunden sind, können Städte ein guter Lebensraum für Tiere und Pflanzen sein und zur Biodiversität beitragen.